Neues Modell an der Fachakademie für Sozialpädagogik:Nur Vorteile

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Bei der Ausbildung für Erzieherinnen "Optiprax" weicht die anfängliche Skepsis. 20 Schülerinnen haben sich angemeldet

Sara Brünig ist der klassische Fall, für den "Optiprax" gedacht ist. Die 18-Jährige kommt von der Fachoberschule, sozialer Zweig, hat das Fachabitur in der Tasche und bereits an der Schule ein mehrwöchiges Praktikum in einer sozialen Einrichtung absolviert. "Ich habe mich schon immer für den Beruf der Erzieherin interessiert, aber fünf Jahre Ausbildung ohne Geld haben mich immer abgehalten."

Jetzt hat es sich Sara Brünig anders überlegt und besucht von September an die Fachakademie für Sozialpädagogik an der Freisinger Berufsschule. Der Grund: Das Kultusministerium hat eine neue Ausbildung geschaffen. In drei statt wie bisher fünf Jahren kann, wer ein Abitur oder Fachabitur samt sechswöchigem Praktikum hat, Erzieherin werden und das mit einem Lehrlingsgehalt von etwa 800 Euro netto. Bewerbungen muss man direkt an den Träger richten. Die Resonanz auf das neue Angebot ist gut, mehr aber auch nicht. Laut der Anmeldezahlen wird es im September eine Optiprax-Klasse in Freising geben.

Bei den Trägern, erzählt Meral Meindl, die an der Fachakademie Freising den neuen Ausbildungsweg betreut, habe anfangs durchaus Skepsis geherrscht. "Bei der ersten Veranstaltung für Träger waren zwei Interessenten da. Die meisten befürchteten Kosten und Probleme bei der Organisation, weil die Schüler ja die Hälfte der Zeit an der Schule sind." Auch, ob die Ausbildung in nur drei Jahren wirklich qualitativ hochwertig ist, wurde angezweifelt. Natürlich werden solche Bedenken erst ausgeräumt, wenn die ersten Absolventinnen im Dienst sind, aber eines ist laut Meindl den Trägern auch klar: "Die drei Jahre während der Ausbildung haben sie jemanden sicher." Somit dürften Interessentinnen, die mit einer Bewerbung für Optiprax bei Trägern aufschlagen, gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz haben, zumal sich die Träger im Vergleich zu fertigem Personal auch Geld sparen. Simone Thalhammer, die Leiterin des Kindergartens in Notzing im Landkreis Erding, sieht die Sache jedenfalls sehr positiv: "Praktikantinnen bereichern Einrichtungen immer." Auch sie räumt ein, Optiprax skeptisch gegenüber gestanden zu haben, sie zweifelte an der Qualität der verkürzten Ausbildung. Jetzt habe sie ihre Meinung geändert. "Die Schule in Freising hat sich für ein Modell entschieden, das mich absolut überzeugt. Es ist schnell, effektiv und hochwertig."

Thalhammer wird nicht nur Sara Brünig, sondern auch Sandra Weinzierl aus Taufkirchen an der Vils betreuen, die ihre Optiprax-Ausbildung an der offenen Ganztagsschule in Oberding absolviert. Sie freue sich, sagt die 24-Jährige, auf eine Ausbildung auf Bachelor-Niveau, vor allem die Verzahnung aus Schule und Praxis sei interessant. Die junge Frau ist bereits Kinderpflegerin, jetzt qualifiziert sie sich zur Erzieherin weiter. Freilich hätte sie dafür einfach an die reguläre Fachakademie gehen können, aber dann, sagt sie mit einem Lächeln, "hätte ich kein Geld verdient".

Nur Vorteile also, was Optiprax anbelangt, trotzdem mussten die Organisatorinnen der Klasse in den Nachbarlandkreis gehen, um Vorzeige-Auszubildende und Träger zu finden. Thalhammer hat Verständnis: "Man braucht Leute, die Lust haben, etwas auszuprobieren." Immerhin, 20 Schülerinnen haben sich angemeldet, Meinl ist zufrieden: "Dafür, dass die Informationen zu dem Projekt erst im Dezember gestartet wurden, kann die Schule stolz auf die Resonanz sein." Die Träger, von Kinderheimen über Jugendzentren bis zu Kinderhäusern, werden kommen, ist Thalhammer sicher, "wir brauchen neue Ansätze, und wir brauchen sie schnell".

© SZ vom 17.07.2019 / av - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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