Neues Kino für Freising:Schwer zu erreichen

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Warum die Lerchenfelder trotzem nach Neufahrn fahren werden

Von Johann Kirchberger

In einer Stadt wie Freising mit über 46 000 Einwohnern müsste es ein Kino geben, sollte man meinen. Gibt es aber nicht. Vor ein paar Jahrzehnten gab es noch fünf Lichtspielhäuser, doch vor zwei Jahren hat mit dem Camera das letzte geschlossen. Freisinger, die keine Probleme damit haben, mit dem Auto ins Kino zu fahren, besuchen seither das Cineplex in Neufahrn, ein großes und modernes Kino mit 16 Sälen und entsprechender Programmvielfalt. Doch für Kinder und Jugendliche ist diese Spielstätte nur schwer oder mit Hilfe der Eltern zu erreichen. In der Domstadt dagegen werden nur mal da und mal dort ausgewählte Filme gezeigt, das war's dann. Nun aber besteht Hoffnung. Auf dem Gelände der ehemaligen Schlüter-Fabrik soll im nächsten Jahr ein Kino mit vier Sälen und 500 Sitzplätzen gebaut werden. Doch leider entsteht dieses Kino ein wenig abseits der Innenstadt und wird zu Fuß oder mit dem Fahrrad nur schwer zu erreichen sein.

Von Lerchenfeld aus müssen die Besucher die viel befahrene Schlüterbrücke passieren, die nur abschnittsweise einen Geh- aber keinen Radweg hat. Hier unterwegs zu sein, ist lebensgefährlich und vor allem Kindern nicht zuzumuten. Angedacht ist freilich schon länger ein Steg über die Isar von der Savoyer Au zum Seilerbrückl. Die Stadt aber hat die Pläne zuletzt immer wieder geschoben und baut derzeit lieber eine Verbindung vom östlichen Lerchenfeld zur Kläranlage. Ein wenig besser gestellt ist es mit dem Anschluss über die Münchner Straße und den Ledererbuckel. Dort führt wenigstens ein schmaler aber durchgehender Gehsteig von der Stadt zu den Schlüterhallen. Radfahrer freilich dürfen darauf nicht fahren, sie müssen auf der Straße strampeln. Das ist ähnlich lebensgefährlich wie auf der Schlüterbrücke.

Eine weitere Verbindung würde sich über die Angerstraße anbieten. Dort läuft seit Jahren die Planung für die Bebauung des ehemaligen BayWa-Areals. Vorgesehen ist hier, die Straße an die Eisenbahnstrecke zu verlegen und eine breite Fußgänger-Passage unter den Schienen hindurch zum Schlüter-Gelände zu schaffen. Doch alle Pläne möglicher Investoren haben bisher nicht den Gefallen von Bauausschuss und Gestaltungsbeirat gefunden, irgendwie geht nichts voran.

Bleibt die Möglichkeit, am Bahnhof in einen Bus zu steigen, falls es gelingt, die Fahrpläne so zu gestalten, dass die Heimfahrt zu später Stunde möglich ist. Wird nicht einfach sein und vielleicht auch ein wenig umständlich. Deshalb werden wohl die meisten Freisinger Kinofreunde weiter ihr Auto aus der Garage holen. Wer aber schon im Auto sitzt, kann auch gleich ein paar Kilometer weiter nach Mintraching fahren. Keine guten Startbedingungen für das Freisinger Kino.

© SZ vom 03.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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