Neuerungen geplant:Wichtig, aber unrentabel

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Auch im fünften Jahr ist der Haager Dorfladen im Minus

Von Katharina Aurich, Haag

Das Ladensterben auf dem Lande geht unerbittlich weiter, in manchem Ort versuchen Initiativen mit Dorfläden entgegen zu halten. Vor knapp fünf Jahren ist auch in Haag eine solche Initiative gestartet. Da hat die Gemeinde Haag zusammen mit aktuell 229 stillen Teilhabern, vielen Helfern und viel Enthusiasmus den Dorfladen gegründet, im Untergeschoss des ehemaligen "Alten Wirt", der im Besitz der Gemeinde ist. Doch noch immer schreibt man rote Zahlen, Tendenz steigend. Jedes Jahr wird ein Minus von rund 6000 Euro erwirtschaftet, und das, obwohl die Gemeinde bisher keine Miete verlangt und sogar die Nebenkosten übernimmt. So könne es langfristig nicht weitergehen, waren sich der ehrenamtliche Geschäftsführer, Udo Marin, und Bürgermeister Anton Geier am Donnerstag beim Treffen der stillen Gesellschafter einig.

Eine Ursache für das dauerhafte Defizit seien die hohen Einkaufspreise. Die Differenz zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis sei zu niedrig, erläuterte Marin. Denn man böte zwar das Sortiment von Edeka an, doch gebe es einen Zwischenhändler, der auch verdienen wolle. Nun überlegt man, das Sortiment von einer anderen der drei großen Einzelhandelsketten günstiger zu beziehen. Ein weiterer Punkt, den Dorfladen rentabler zu machen, sei die Erhöhung des Umsatzes. Einmal mehr appellierte Bürgermeister Geier, regelmäßig im Dorfladen einzukaufen und nicht nur, wenn man im Supermarkt etwas vergessen habe.

Das jährliche Defizit werde im Moment noch aus den Einlagen der stillen Gesellschafter, 66 300 Euro, finanziert, erklärte Marin auf Nachfrage. Er und Michaela Dehner engagieren sich seit Jahren ehrenamtlich für den Laden und sind immer wieder auf der Suche nach neuen Angeboten, um mehr Kunden in das 160 Quadratmeter große Geschäft samt Kaffeeecke, Lotto-Toto-Annahme und Postschalter zu holen. Ein weiteres großes Plus sei das Biosortiment, das gut angenommen werde, berichtete Marin. Damit der Dorfladen rentabler wird, hat die Gemeinde kürzlich den Unternehmensberater und Dorfladenexperten Wolfgang Gröll als Berater engagiert. Er schlug vor, die Mitarbeiter sollten für klar definierte Bereiche zuständig sein.

Im Dorfladen sind zehn Frauen als Minijobber oder in Teilzeit angestellt. Eine weitere Chance, den Umsatz zu erhöhen, könnte auch die Schließung der Metzgerei Hack in Haag im Oktober sein. Der Dorfladen werde in Zukunft abgepackte Fleisch- und Wurstwaren und Brotzeiten anbieten, so Marin. Allerdings müsse dafür noch ein Lieferant gefunden werden.

Bürgermeister Geier betonte die soziale Funktion des Dorfladens als Treffpunkt. Das sei nicht in Euro messbar, aber auch kein Grund, das große Minus auf Dauer zu tragen.

© SZ vom 29.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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