Nach annähernd zehn Jahren der Unzufriedenheit mit der vormodernen Homepage der Gemeinde Eching steht nun die neue Webseite. Das in mehreren Entwicklungs- und Abstimmungsrunden gekürte neue Design muss nun noch technisch umgesetzt werden und soll dann Anfang 2022 online gehen. "Man kann sich damit identifizieren und immer freuen, wenn man auf die Webseite klickt", lobte Echings Bürgermeister Sebastian Thaler das neue Gesicht des Internetauftritts.
Kontroverser geriet freilich der Nebeneffekt, mit dem Webdesign auch gleich eine neue Corporate Identity der Gemeinde zu installieren. Das im Webauftritt verwendete Logo und die Gestaltungselemente werden nun auch für alle sichtbaren Materialen der Gemeindeverwaltung angewendet, von Visitenkarten über Briefpapier bis zu Türschildern im Rathaus oder Flyer und Broschüren.
Damit sei dann "doch wieder ein Logo durch die Hintertür" etabliert worden, monierte Christoph Gürtner im Echinger Gemeinderat. Schon vor Monaten hatte der Bürgermeister mit einem neuen Logo überrascht, damals ein stilisierter Pferdekopf, abgeleitet von der vermuteten Herkunft des Wortes "Eching" von "Eho", Pferd, was damals sehr kontrovers aufgenommen worden war. Insbesondere war die Konkurrenz zum amtlichen Gemeindewappen kritisch gesehen worden. Das neue Logo nun definiert Eching über seine Natur und ist folglich in grün gehalten. In extrem feiner Linienführung sind Wellen für die beiden großen Erholungsseen erkennbar, ein Baum und der Kirchturm von St. Andreas. "Das Logo tritt in Konkurrenz zum Wappen", monierte Axel Reiß. Georg Bartl befürchtete ebenfalls, dass "ein Zwiespalt entstehen wird". "Wir wollten eine neue Homepage", sagte Gürtner, "es war nicht klar, dass sich alles Drum und Dran danach ausrichten wird". Auch Leon Eckert hätte es ehrlicher gefunden, wenn zunächst eine Diskussion um den Erhalt oder die Fortentwicklung des Wappens geführt worden wäre, statt nun ein völlig losgelöstes Logo daneben zu stellen. "Der Auftritt wird einfach uneinheitlich, wenn man zwei Logos hat", sagte er.
Thaler sagte, das Logo solle künftig für alle Arbeitsvorgänge verwendet werden, das Wappen hingegen nur noch für besondere Dokumente, etwa Urkunden. So kämen sich die beiden Elemente nicht in die Quere. Herbert Hahner erwartet dadurch "eine Aufwertung des Wappens". Mit 12zu 11 Stimmen quer durch die Fraktionen entschied der Gemeinderat denkbar knapp, die Erstellung aller Arbeitsutensilien auf der Basis des Webseiten-Designs zu beauftragen.
Webseite und Design waren in einer studentischen Arbeit der "Burke Akademie" entwickelt worden, einer Münchner Privatschule für Grafikdesign. Unter 21 Entwürfen hatten es nach einer Publikumsabstimmung fünf zur Weiterentwicklung in die engere Wahl geschafft. Ein interner Arbeitskreis des Gemeinderats wählte schließlich den Entwurf von Melissa Alley und Julia Reichert aus. Mit 19 zu 4 Stimmen bestätigten SPD, Grüne, FW, Bürger für Eching, ÖDP, FDP und zwei CSU-Räte diese Auswahl, dagegen votierten vier CSU-Räte. In der internen Auswahl hatte offenbar die CSU noch diesen Entwurf als Sieger vorgeschlagen gehabt.
"Jeder Echinger wird sich mit dieser Webseite abgeholt fühlen", bescheinigte Akademie-Leiterin Katharina Wagner der Gestaltung maximale Akzeptanz. Konkurrierende Entwürfe wären teilweise mutiger, aber deutlich weniger integrativ gewesen. Zentraler Ansatz der Seitengestaltung ist es, den Aufbau vom Nutzer her zu denken und nicht, wie meist üblich, aus dem Innenleben des Rathauses zu entwickeln. Thaler freute sich, dass die Seite individuell für Eching entwickelt worden sei "und nicht von der Stange geliefert wurde". Die jetzt rein optisch gestaltete Seite muss noch technisch umgesetzt werden.