Neue Verwendung für alten Seecontainer:Fensterloses Gewächshaus

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Ganz in lila: Gartenbauingenieurin Ivonne Jüttner (von links), Professorin Heike Mempel, Lukas Scholz von der Firma "Gemüsering Thüringen" und Hochschulpräsident Eric Veulliet begutachten die Salatpflanzen im neuen Container. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf hat ihren "Growtainer" zu Forschungszwecken in Betrieb genommen

Von Petra Schnirch, Freising

Ein alter Seecontainer ermöglicht in Weihenstephan innovative Forschung. Am Staudengarten hat die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) den "Growtainer", ein mobiles, fensterloses Gewächshaus, in Betrieb genommen. Die ersten beiden Versuche zum Urban Farming sind vor kurzem gestartet. Eine Arbeitsgruppe um Professorin Heike Mempel untersucht dort Vor- und Nachteile vertikaler Pflanzsysteme in einer geschlossenen Indoor Farm. Ein erstes, vom bayerischen Landwirtschaftsministerium gefördertes Projekt dreht sich um Produktqualität und Ressourceneffizienz.

Mehrere Beulen an der Außenseite des weißen Containers zeugen davon, dass er früher eine andere, sehr viel gewöhnlichere Aufgabe als riesige Transportbox zu erfüllen hatte. Inzwischen steht er dank einer Isolierung und einiger weiterer Modifikationen im Dienste der Wissenschaft. Die Firma "Gemüsering Thüringen" hat ihn der Hochschule für zehn Jahre zur Verfügung gestellt.

In solchen Indoor Farmen können auch in Mega-Citys oder unter klimatisch schwierigen Außenbedingungen, etwa in Wüstengegenden, auf kleinem Raum Pflanzen angebaut werden. Die Forschungsprojekte an der HSWT sollen dazu beitragen, diese Systeme zu optimieren.

Der Innenraum ist in violettes Licht getaucht, die Kombination der Spektralbereiche blau und rot wird von den Pflanzen bei der Fotosynthese effizient genutzt. Unter der Regie von Gartenbauingenieurin Ivonne Jüttner finden derzeit die ersten beiden Versuche von Studenten des fünften Semesters Gartenbau statt. Sie befassen sich mit der idealen LED-Beleuchtung und dem Transpirationsverhalten der Pflanzen. Dieses ist für das Wachstum entscheidend und führt gleichzeitig zu einer erhöhten Luftfeuchtigkeit im geschlossenen Container, die ins Bewässerungssystem zurückgeführt werden muss.

Vorerst sind nur wenige Schubfächer mit Salatpflanzen bestückt. Bald sollen weitere auf den insgesamt vier Etagen dazu kommen. Ein großer Vorteil von Indoor Farmen ist der deutlich geringere Wasserverbrauch. Er kann im Vergleich zu Freilandpflanzen um bis zu 90 Prozent reduziert werden, wie Hochschulpräsident Eric Veulliet am Dienstag bei einem Rundgang erläutert. Die Pflanzen befinden sich auf Kokosmatten, ganz ohne Erde. In einem zweiten kleineren Container ist die Technik untergebracht. Dort wird das Wasser mit Nährstoffen angereichert. "Man gibt genau so viel zu, wie die Pflanzen brauchen", schildert Heike Mempel. Dafür sei eine ausgefeilte Messtechnik erforderlich. Und je nach Pflanzenart ändern sich die Bedürfnisse.

Eine der Hauptfragen des Forschungsprojekts wird laut Mempel sein, welche Pflanzen für Indoor Farmen besonders geeignet sind. Sie kann sich langfristig eine Nutzung in der Pharmaindustrie gut vorstellen. In dem geschlossenen Kreislauf könne der schadstofffreie Anbau von Heilkräutern und Tees sichergestellt werden. Schwieriger werde es dagegen bei Pflanzen wie Erdbeeren, ergänzt Ivonne Jüttner. Die müssten zum einen bestäubt werden. Zum anderen nutze man nur die Früchte, die übrigen Pflanzenteile müssten entsorgt werden.

Der Aufwand wäre also groß.

Angeliefert worden war der Container im Januar. Da die Baugenehmigung abgewartet werden musste und einige Optimierungen erforderlich waren, dauerte es aber, bis die HSWT ihre Indoor Farm in Betrieb nehmen konnte.

© SZ vom 05.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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