Neue Untersuchung durch Infratest:Skeptische Nachbarn

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Die Ansiedlung des Münchner Flughafens sei "für sie persönlich tendenziell positiv" gewesen: Diese Einschätzung teilen 79 Prozent der Menschen im Flughafenumland.

Kerstin Vogel

Flughafen - Die Ansiedlung des Münchner Flughafens sei "für sie persönlich tendenziell positiv" gewesen: Diese Einschätzung teilen 79 Prozent der Menschen im Flughafenumland laut einer neuen, repräsentativen Studie, die von den Flughafenbetreibern am Montag vorgestellt worden ist. Dabei sind die Zustimmungswerte im Kreis Freising mit 74 Prozent ein wenig schlechter als bei den Nachbarn in Erding (85 Prozent) - und: Die Stimmung wandelt sich, wenn es um die geplante dritte Startbahn geht. Hier herrschen, vor allem im Kreis Freising, Ablehnung oder Skepsis vor.

Im Jahr 2003 ist im Flughafen-Umland erstmals eine Studie mit dem Titel "Der Flughafen München aus Sicht der Nachbarn" erhoben worden. Damals war von dem weiteren Ausbau noch keine Rede. Doch auch wenn die Stichprobe der 2003 Befragten mit der aktuellen Studie nicht ganz identisch ist, lassen sich die Ergebnisse "sehr gut vergleichen", sagte Flughafenchef Michael Kerkloh am Montag. Aus seiner Sicht erfreulich und ein wenig überraschend: Die Befragten bewerteten den Flughafen trotz der Debatte um die umstrittene Startbahn aktuell besser als damals.

Die neue Untersuchung wurde von TNS Infratest im Auftrag der Flughafengesellschaft durchgeführt. Befragt wurden dafür 2073 zufällig ausgewählte Bürger aus 38 Gemeinden. 84 Prozent dieser Anrainer sehen durch den Flughafen positive Auswirkungen für die gesamte Region. 61 Prozent empfinden auch persönliche Vorteile durch den Aufbau des Drehkreuzes, 72 Prozent sehen darin Vorteile für die Region. Sogar 90 Prozent glauben, dass der Drehkreuzbetrieb der bayerischen Wirtschaft zugute kommt. Die Verbundenheit der Bürger mit ihrer Region ist im Flughafenraum sehr hoch. 91 Prozent der Befragten bejahten die Frage, ob sie gerne in dieser Region leben - drei Prozent mehr als 2003. Die wirtschaftliche Lage in ihrem Wohnort beurteilen 88 Prozent positiv, sechs Prozent mehr als vor sieben Jahren.

Außerdem gab etwa die Hälfte der Befragten an, den Flughafen in den vergangenen zwölf Monaten mindestens ein Mal als Fluggast in Anspruch genommen zu haben. Fast drei von vier Flughafennachbarn haben den Flughafen zudem in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal besucht, ohne fliegen zu wollen. Kerklohs Fazit: "Der Flughafen ist in seiner Region angekommen und wird von hier lebenden Menschen sehr geschätzt und intensiv genutzt."

Andere Ergebnisse liefert allerdings der Blick in die Zukunft. Befragt nach der Flughafenentwicklung erwarten nur noch 56 Prozent der Bürger weiterhin positive Auswirkungen für sich persönlich und 62 Prozent Vorteile für die Region. Noch geringer fallen die Zustimmungswerte aus, wenn konkret nach der geplanten dritten Startbahn gefragt wird. Zwar wird diese nach Einschätzung von fast 90 Prozent der Umlandbevölkerung gebaut werden, wobei die Hälfte der Befragten mit einem verzögerten Baubeginn rechnet. Allerdings glauben 48 Prozent, dass die dritte Bahn eher Nachteile für sie bringt. Nur noch 21 sehen für sich selber eher Vorteile - 31 Prozent "sind noch unentschlossen", sagte Kerkloh.

Bei näherer Betrachtung der Studie lässt sich zudem feststellen, dass die Zahl der Skeptiker steigt, je näher die in der Zufallsstichprobe befragten Menschen am Flughafenzaun leben. Im Nahbereich sehen schon 59 Prozent die weitere Entwicklung skeptisch. Naturgemäß wird auch die Lärmsituation umso schlechter beurteilt, je näher der Wohnort am Flughafen liegt. So beurteilten 53 Prozent der Befragten im gesamten Untersuchungsgebiet die aktuelle Lärmsituation in ihrem Wohnort als positiv. Im Tag- und Nachtschutzgebiet dagegen gaben 64 Prozent eine negative Beurteilung ab.

© SZ vom 05.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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