Neue Tagesklinik:Therapie und trotzdem daheim

Die Einrichtung stärkt die Position des Freisinger Krankenhauses, viel wichtiger aber ist, dass sie den betroffenen Menschen hilft

Von Peter Becker

Ein bisschen zu optimistisch war Bruno Schröder, Chefarzt am Freisinger Klinikum, als er in einem Gespräch ankündigte, die psychosomatische Tagesklinik werde 2014 eröffnet. Zwei weitere Jahre sind seitdem ins Land gezogen, bis es im Mai dieses Jahres endlich so weit war. Allen Verspätungen zum Trotz ist jetzt eine weitere Versorgungslücke bei der Behandlung psychisch kranker Menschen geschlossen. Und das nicht nur für den Landkreis, sondern im ganzen nördlichen Oberbayern. So ist der Einzugsbereich des Klinikums definiert.

Die neue Einrichtung stärkt die Position des Freisinger Krankenhauses im Wettbewerb benachbarter Kliniken. Wesentlich wichtiger ist es aber, dass sich Menschen aus Freising, dem Landkreis und der Region behandeln lassen können, ohne aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen zu werden. Die Familie, die vertrauten vier Wände zu verlassen, fällt den Betroffenen in der Regel schwer. Denn dies sind Fixpunkte in ihrem Leben, an denen sie sich in den oft diffusen Krankheitsbildern verankern können. Manche Mutter etwa tut sich schwer, sich in klinische Behandlung zu begeben, weil sie das Gefühl hat, damit ihre Familie im Stich zu lassen. Bei Alleinerziehenden ist diese Sorge noch gravierender. Denn wer soll sich dann um die Kinder kümmern?

Diesen Menschen ist mit der Einrichtung einer psychosomatischen Tagesklinik enorm geholfen. Sie können tagsüber die Therapien in Anspruch nehmen, am Abend sind sie wieder in ihrem gewohnten Umfeld. Es bräuchte freilich mehr solcher Tageskliniken. Der Wunsch des Freisinger Klinikums, zusammen mit dem Bezirkskrankenhaus Taufkirchen bald ein zusätzliches Angebot zu schaffen, ist da nur verständlich.

© SZ vom 14.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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