Neue Herausforderungen:Fehlalarme belasten Feuerwehren

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28 Mal sind die Freisinger Einsatzkräfte 2016 zur Flüchtlingsunterkunft an der Wippenhauser Straße ausgerückt, gebrannt hat es glücklicherweise nie. Für die Aktiven ist das eine schwierige Situation

Von Katharina Aurich, Freising

Flüchtlingsunterkünfte stellen auch die Feuerwehren vor völlig neue Herausforderungen. Bei der Herbstversammlung der Regierung von Oberbayern diskutierten Funktionäre aus ganz Oberbayern im Freisinger Marriott-Hotel über zunehmende Fehlalarme, über Container, in denen lange Flure und offene Türen Brände anheizten, und vor allem über moderne Matratzen, die innerhalb von Sekunden Feuer fangen und brennen. Viele Matratzen auf engem Raum, wie es in den Unterkünften der Fall sei, bergen eine große Gefahr für Bewohner, aber auch für Einsatzkräfte, wie Peter Bachmaier von der Branddirektion München schilderte.

Im Landkreis Freising hat es glücklicherweise noch nie in einer Flüchtlingsunterkunft gebrannt, aber für Stadtbrandinspektor Anton Frankl ist klar, dass es so nicht weiter gehen könne, denn heuer musste die Wehr bereits 28 Mal zu Fehlalarmen in das Containerdorf an der Wippenhauser Straße ausrücken. Die Rauch- und Brandmelder schlügen sofort an, auch wenn nur jemand in der Pfanne zu heiß brate, sagte Frankl. Solche Dinge passieren, der Stadtbrandinspektor zeigt Verständnis für die Bewohner. Aber es könne nicht sein, dass die Brandmelder automatisch alarmierten und es keine Möglichkeit gebe, sich nach der Ursache zu erkundigen und sofort zwei Löschzüge starten. Es gehe um seine Kameraden, die zu jeder Tag- und Nachtzeit bereit stünden, und das ehrenamtlich. Die häufigen Fehlalarme machten ihre Motivation kaputt. Deshalb schlägt Frankl vor, dass die Brandmelder nicht sofort zur Feuerwehr geschaltet werden, sondern jemand vor Ort, zum Beispiel von der Security, die Ursache überprüft und die Feuerwehr alarmiert, wenn es tatsächlich brennt. Wichtig wäre auch, die Flüchtlinge zu schulen, bei einem Alarm sofort das Gebäude zu verlassen. Kreis brandrat Heinz Fischer berichtete, dass in der Gemeinschaftsunterkunft Zolling seit Juli bereits drei Mal Fehlalarm ausgelöst wurde, weil jemand versehentlich den Alarmknopf gedrückt habe. Auch er kritisierte, dass keine telefonischen Rückfragen möglich seien, da man in der Unterkunft nur den Anrufbeantworter erreiche.

Man sollte aber das Risiko von Brandanschlägen in Bayern nicht unterschätzen, warnte Bachmaier, "wir sollten das im Kopf behalten, denn es passiert nicht nur in Dunkeldeutschland.". Der Brandinspektor stellte klar, dass die Feuerwehrleute im Falle eines Brandes nicht in brennende Container hineingehen könnten, die Evakuierung sei Sache des Betreibers der Unterkunft. Er zeigte Fotos einer brennenden Containeranlage, aus der glücklicherweise alle Bewohner evakuiert werden konnten. Dieser Brand hatte in einer Matratze begonnen, in Windeseile standen mehrere Container in Flammen. "Wir können die Leute da nicht mehr herausholen, kein Mensch hält 450 Grad aus", so Bachmaier. Die Aufgabe der Feuerwehr sei in einem solchen Fall, die angrenzenden Gebäude zu schützen, stellte er klar. Der Fachmann empfahl, Container mit selbst schließenden Türen auszustatten, damit das Feuer nicht durch den Luftzug bei offenen Türen angeheizt werde. Aber vor allem appellierte Bachmaier an die Verantwortlichen, unter die leicht brennbaren Matratzen in Stockbetten Bretter zu legen, weil diese das Ausbreiten eines Feuers etwas verlangsamten. Bisher gebe es keine Feuer hemmenden Container. Die Hersteller sollten jedoch in Zukunft, so die Forderung Bachmaiers, die Unterkünfte zertifizieren müssen, was den Brandschutz angeht.

© SZ vom 26.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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