Neue Ausstellung:"Sturmhöhe" am Schafhof-Berg

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Vier Künstler zeigen ihre Werke zum Jahresthema "Emotionen"

Von Katharina Aurich, Freising

Im großen, dunklen Tonnengewölbe des Künstlerhauses Schafhof läuft 35 Minuten das Video "Inverso Mundus" der russischen Künstlergruppe AES+F. Die apokalyptischen Szenen ähneln den Bildern von Hieronymus Bosch, vermitteln poetische Visionen in aufregenden, abstoßenden, ästhetisch schönen Szenen und reißen den Betrachter aus dem Alltag. Wohl kaum jemand kann sich dem Sog dieser Videoinstallation aus bekannten und verfremdeten Szenen und Bildern zu Orgelmusik entziehen. Sie ist Teil der Ausstellung "Sturmhöhe", in der bis zum 7. Oktober im Schafhof vier Künstler ihre abstrakten und figürlichen Arbeiten aus den Bereichen Malerei und Video zeigen. Der Titel "Sturmhöhe" bezieht sich auf einen Roman von Emily Brontë, in dem Gefühle als unausweichliche Naturkräfte beschrieben werden. Gefühle sind es auch, die heuer zum Jahresthema "Emotionen" des Künstlerhauses im Vordergrund stehen.

Eike Berg, Leiter des Schafhofs, wollte mit dieser Ausstellung Bilder und Medienkunst zusammen bringen und zeigen, wie nahe sie beieinander liegen. Es seien zwar verschiedene Ausdrucksformen, beschäftigten sich aber mit denselben Themen, nämlich die heutige Zeit zu reflektieren, sagte er zur Einführung. Alle gezeigten Werke lösten starke Emotionen aus, der Betrachter fühle entweder mit, gebe sich zum Beispiel der Farbe hin oder er fühle sich von bedrohlichen Szenen in den Videoinstallationen zurückgestoßen, so Berg.

Angenehme Gefühle erzeugt das drei mal sieben Meter große Ölbild "Shower Oase" des Künstlerpaares Torsten und Nina Römer, das ebenfalls im Tonnengewölbe zu sehen ist. Römer und Römer besuchen Veranstaltungen, fotografieren, bearbeiten und verfremden die Bilder anschließend am PC, um sie dann auf eine Leinwand zu projizieren, die sie in kleine rechteckige Felder unterteilt haben. Diese Felder malen sie mit Ölfarbe aus, so dass bei näherem Hinsehen eine pixelartige Struktur entstanden ist. Mit Abstand betrachtet meint man beinahe, dass es sich um ein Foto handelt, so realistisch sieht die Szene aus. Das große Ölbild zeigt unzählige Menschen auf dem Fusion-Festival, im Vordergrund steht der Dusch-Tower, unter dem sich nackte Männer und Frauen erfrischen - eine entspannte Stimmung voller Freiheit und Lebensfreude.

Ebenfalls sehr entspannt wirken die abstrakten Bilder von Thomas Zitzwitz. Der Künstler trug Farbe mit der Sprühpistole auf und faltete anschließend die Leinwände. Angenehme, gedeckte Farben fließen ineinander, wie ein See, in den man gedanklich eintauchen kann, wie der Kunstwissenschaftler und Philosoph Björn Vedder zur Einführung beschrieb. Ganz anders, irritierend, wirkt die abstrakte Videoinstallation von Adriane Wachtholz. Kleine, reflektierende Flächen formen sich zu einer Art dreidimensionaler Landschaft, die an einzelnen Stellen trichterartig in sich zusammenfällt. Die Künstlerin baute diese verfremdeten Landschaftsbilder analog in ihrem Atelier und filmte die Veränderungen.

Termine in der Ausstellung: Dienstag, 18. September, 17 Uhr: "Treffpunkt+Kunst", Führung durch die Ausstellung mit Alexandra M. Hoffmann; Sonntag, 23. September, 15 Uhr: "Kunst#Tag", Gespräch mit Künstlern und Kuratoren (Eike Berg, Björn Vedder).

© SZ vom 03.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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