Natur und Mode im Dialog:Veganer Pelz und Sushi-Kragen

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Für die diesjährige Ausstellung "Werkformen" hat die Freisinger Fachschule für Blumenkunst mit der Modeschule München zusammengearbeitet

Von Luise Helmstreit, Freising

In den vergangenen Wochen hat es keinen Unterricht an der Staatlichen Fachschule für Blumenkunst gegeben. Stattdessen haben die Schülerinnen und Schüler an der Ausstellung "Werkformen" gearbeitet. Die Klassenzimmer wurden in Ausstellungsräume verwandelt, die Cafeteria in eine große Werkstatt.

Die Schüler der ersten Jahrgangsstufe verbanden Pflanzenmaterial, das sie im Wald gefunden haben, zu verschiedenen kugelförmigen Strukturen. "Das fand ich schwierig am Anfang. Man bekommt es einfach nicht so richtig hin, immer steht irgendwo etwas über", schildert Andrea Kurz, die eine Kugel aus Brombeerranken angefertigt hat.

Die Arbeit von Tino Hoogterp ist in der Ausstellung zu sehen. (Foto: Marco Einfeldt)

Für die zweite Jahrgangsstufe lautete das Thema in diesem Jahr: Natur en vogue - Natur und Mode im Dialog. In Zusammenarbeit mit der Modeschule München erstellten die Blumenkünstlerinnen Kleider aus Pflanzen und experimentierten mit verschiedenen Materialien. Eine Schülerin hat einzelne Farnblätter beispielsweise in gewachstes Transparentpapier eingebettet und zusammengenäht, andere versuchten sich an veganen Pelzen oder formten extravagante Kragen aus Sushiblättern. Monika Vögtle hat aus aufgeschnittenen Samenkapseln einen Schleier genäht. "Insgesamt habe ich über tausend Knoten gemacht, um die einzelnen Teile zu verbinden. Die Kapseln sind in trockenem Zustand ziemlich brüchig, das war gar nicht so einfach."

Zu den Objekten, die bei der diesjährigen Ausstellung "Weihenstephaner Werkformen" der Staatlichen Fachschule für Blumenkunst zu sehen sind, gehören auch die Kreationen von Tamara Fritschka. (Foto: Marco Einfeldt)

Mit Trockenheit hatten auch viele der anderen Schüler zu kämpfen. Mitschülerin Lara Hauck musste ihr Kleid aus Ginkgoblättern immer wieder anfeuchten, sonst wäre es zu spröde für die Verarbeitung gewesen. Wirklich tragen kann man die meisten der Werke also nicht, sie sind zu fragil. "Trotzdem sind es interessante Konzepte", findet Vögtle. "Es ist faszinierend, zu sehen, was man mit Naturmaterialien alles machen kann."

"Bei der Vorbereitung der Ausstellung haben wir verschiedene Phasen durchlaufen, von ,wir haben ja noch Zeit', über freudige Erwartung bis hin zu hektischer Geschäftigkeit", erzählt Lehrerin Charlotte Bögele. "Wir wollen unseren Schülern so viel Freiraum wie möglich zur eigenen Entwicklung geben. Jedes Jahr arbeiten wir in der gleichen Jahreszeit mit den gleichen Materialien, mit Schülern, die auf dem gleichen Ausbildungsstand sind - und trotzdem kommen jedes Mal ganz neuartige Werke heraus. Der Zeitgeist und die Persönlichkeiten der Schüler prägen sie."

Einige der Arbeiten wurden erst am Tag vor der Eröffnung erstellt: Die Sträuße, die von der zweiten Jahrgangsstufe neben ihrer Hauptarbeit gebunden wurden, sollten auf jeden Fall frisch bleiben.

Während die Schüler der Freisinger Blumenkunstschule aus Pflanzen Mode machten, entwarfen die Besucher von der Münchner Modeschule Kleidung, die man zum Pflanzen tragen kann. Sie stellten eine Reihe von unkonventionellen Entwürfen für Schürzen und Ponchos vor. "Das unerschöpfliche Vokabular der Pflanzen lässt sich auch in der Mode nutzen", findet Roland Müller-Neumeister von der Modeschule in München.

Die Kooperation zwischen den beiden Schulen soll weiter bestehen. Für die geplante Modenschau im Januar wird die Blumenkunstschule die Modelle mit passendem Blumenschmuck versorgen.

Bis zum 14. Dezember ist die Ausstellung "Werkformen" täglich von 10 bis 18 Uhr in den Räumen der Staatlichen Fachschule für Blumenkunst, Am Staudengarten 6, zu sehen.

© SZ vom 11.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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