Nandlstadt:Ein "positiv Verrückter"

Lesezeit: 2 min

Helmut Schranner (Foto: Florian Schaipp)

Helmut Schranner hat sich beim Großprojekt "Sister Act" um alle Details gekümmert. Jetzt darf er endlich wieder auf die Piste

Von Birgit Grundner, Nandlstadt

2015 ist zu Ende, die "großen" Ereignisse des Jahres sind längst in zahlreichen Rückblicken zusammengefasst und bewertet worden. Die Freisinger SZ hat darüber hinaus Bürger aus dem Landkreis gebeten, sich an die Besonderheiten zu erinnern, die sich 2015 für sie ganz persönlich ergeben haben.

Ein paar Reste sind jetzt, am Jahresende, noch übrig: Kleidungsstücke der Nonnen und vom "Schwitze-Fritze" wären noch zu haben. Ebenso Kirchenbänke und Chorgestühl. Alles andere hat bei einer großen Versteigerung schon die Besitzer gewechselt. Helmut Schranner selbst hat den Hammer geschwungen und damit gewissermaßen das Projekt zum Abschluss gebracht, das vorher monatelang sein Leben und das seiner Familie bestimmt hatte: Im Frühjahr war unter seiner Leitung das Musical "Sister Act" in Nandlstadt aufgeführt worden. Mehrere Tausend Zuschauer hatten die Aufführungen in der Hopfenhalle gesehen, es war einer der Höhepunkte des Jubiläumsjahres "1200 Jahre Nandlstadt", und am Ende sind auch noch 25 000 Euro Erlös für das Kinderkrankenhaus Landshut geblieben.

Dass die Hallertau nicht nur Hopfenland, sondern auch ein echter Treffpunkt für Musical-Fans ist, weiß man schon seit einigen Jahren. 2008 wurde - ebenfalls unter Schranners Leitung - mit großem Erfolg der "Tanz der Vampire" aufgeführt. Ein weiteres kulturelles Großprojekt dieser Art schien die logische Fortsetzung zu sein. Tatsächlich hat es Schranner und seine Frau Afra "immer wieder druckt", wie er erzählt. Allerdings dachten die beiden Musiker und Musiklehrer dabei zunächst eher an "König der Löwen". Diese Idee ist freilich an den Disney-Auflagen gescheitert. Also wurde es "Sister Act" - letztlich keine Notlösung, sondern ein echter Volltreffer.

Die Planungen nahmen fast ein Jahr in Anspruch. Bei dem Projekt machten dann 80 Musical-Fans mit - auf der Bühne, im Orchester, hinter den Kulissen. Schüler waren genauso dabei wie Erwachsene, manche kamen dafür bis aus der Oberpfalz in die Hallertau. Veranstalter war die Marktgemeinde, aber die Fäden liefen bei den Initiatoren zusammen. Im "Endspurt" wurde beinahe täglich irgendwie und irgendwo geprobt. An einem Wochenende im Februar fuhr das ganze Ensemble gemeinsam zum Proben nach Windischeschenbach.

Parallel zu den Proben lief der Bühnenbau, und auch da war Schranner ständig dabei. "Es gibt sonst wohl keinen Dirigenten, der auch noch unter der Bühne liegt oder auf der Traverse herumtanzt", vermutet der 51-Jährige, aber er wollte einfach, "dass es perfekt wird". Ein "positiv Verrückter" sei er, bescheinigte ihm Markus Münsterer, der sich im Hintergrund um Werbung und Sponsoren gekümmert hatte.

Im April war Premiere. Und die Musical-Macher haben das Publikum - darunter auch Profischauspieler Gerd Anthoff - im wahrsten Sinne vom Hocker gerissen mit der Geschichte rund um die Gangsterbraut und Sängerin Doloris, die sich gegen ihren Willen im Kloster verstecken muss und dann den Nonnenchor in Schwung bringt. Besonders gefreut hat Schranner als Gesamtleiter auch das Lob vom Intendanten des Deutschen Theaters und von der Musical-Produktionsfirma "Stage Entertainment".

Ein "gigantisches Projekt" sei es gewesen, sagt er rückblickend, und für einige Mitglieder des Ensembles wird womöglich noch mehr daraus: Sie sind bei den Aufführungen in Nandlstadt von Talentsuchern "ins Auge gefasst worden", wie Schranner erzählt.

Im Frühling wird das Musical-Team noch einmal gemeinsam nach Wien fahren und dabei auch ein Musical miterleben - diesmal nicht auf der Bühne, sondern als Zuschauer. Und falls es vorher noch richtig Winter wird, will Schranner auch mal wieder Ski fahren. Vor einem Jahr war das tabu. Alle Musical-Beteiligten hatten eine Verpflichtungserklärung unterschrieben und versichert, dass sie auf Risikosport jeglicher Art verzichten, um die Aufführungen nicht durch Ausfälle zu gefährden. Schranner hat sich da selbst nicht ausgenommen. In dieser Saison darf er sich aber wieder auf die Piste wagen.

© SZ vom 11.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: