Nach einem Jahr Vakanz:Zufluchtsort

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Es kann losgehen. Im Januar hat Christina Mayer (rechts) die Leitung des Frauenhauses übernommen. (Foto: Katharina Jaksch)

Christina Mayer ist die neue Leiterin des Freisinger Frauenhauses. Dort wird sie nicht nur Akten wälzen, sondern auch praktisch arbeiten

Von Clara Lipkowski, Freising

Es war eine gute Nachricht für das Frauenhaus kurz vor Weihnachten: Nach einem Jahr Vakanz ist endlich eine neue Leitung gefunden worden. Zum 1. Januar konnte die 40-jährige Pädagogin Christina Mayer den Posten antreten. Zuvor ist sie in der Asylsozialberatung im Diakonischen Werk tätig gewesen. Dass sie nun in die Leitung des Frauenhauses aufrückt, ist auch dem Umstand geschuldet, dass das Haus zu Jahresbeginn mit der Diakonie einen neuen Träger bekommen hat. Zuvor war dies der Verein für Fraueninteressen gewesen, der sich nach 30 Jahren Bestehen aufgelöst hat.

Für Christina Mayer heißt es nun erst einmal, das Team der fünf Mitarbeiterinnen im Frauenhaus, die Arbeitsabläufe und ihre Zuständigkeiten kennenzulernen. Auch wird zu klären sein, ob sich das Team Änderungen in der alltäglichen Arbeit wünscht. So viel steht aber schon fest: Sie wird Bezugsperson für eine Frau im Haus. Die habe sie bereits getroffen, berichtet sie, nun gehe es daran, zu klären, wie genau sie ihr nach der Gewalterfahrung helfen könne, um wieder ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Eineinhalb Tage ihrer 20-Stunden-Woche bleiben Mayer für die Face-to-face-Beratung, die nach den Bedürfnissen der Frau organisiert werde. "Es kann sein, dass ich sie zu Ämtern begleite, Gespräche mit ihr führe und Anträge stelle", sagt Mayer. Die praktische Beratung wird also genauso Teil ihrer Arbeit sein wie die Arbeit im Team und das Wälzen von Papierkram.

Erfahrung im Umgang mit Frauen und Kindern, die von Gewalt bedroht sind, bringt Mayer aus der Asylsozialberatung mit. In dieser Funktion hat sie ein Jahr lang gearbeitet. Oft stand die Hilfe für Frauen im Vordergrund, die der Heimat oder in Deutschland Gewalt erfahren haben. Asyl suchende Frauen unterlägen oft hoher Gewaltbereitschaft, sagt Beate Drobniak, Leiterin der Diakonie Freising.

Ins Frauenhaus fliehen Betroffene oft vor häuslicher Gewalt. Dort können sie übergangsweise wohnen - auch mit ihren Kindern - bis sie sich psychisch stabilisiert haben. Und bis eine Bleibe gefunden und geregelt ist, wie es weitergehen kann, ohne dass die Frau einer Gefahr ausgesetzt ist. Die Wohnungssuche gestaltet sich mitunter schwierig, nicht zuletzt wegen der horrenden Mieten in der Stadt. Teils kommen die Frauen aus anderen Bundesländern, wenn sie so besser vor Gefahr geschützt werden können. Das Haus hat derzeit fünf Plätze. Sind die belegt, vermitteln die Mitarbeiterinnen sie in andere Orte im Landkreis.

Dass lange keine Nachfolgerin für die ehemalige Leiterin des Hauses, Alexandra Mozelewski, gefunden worden war, lag laut Drobniak schlicht am Mangel angeeignetem Personal. "Es fehlen einfach Pädagogen, die Erfahrung im Umgang mit Gewalt haben." Christina Mayer hat durch Weiterbildungen die Qualifikation für die Stelle erhalten.

Aus der Asylberatung nutzt sie wertvolle Kontakte. Man kennt sie bereits in den Behörden und Beratungsstellen, und sie weiß, wo sie schnell die nötigen Ansprechpartner im Landratsamt oder Jobcenter findet. Ganz aufgeben wird sie diese Stelle aber nicht, zehn Stunden pro Woche wird sie Flüchtlingen auch künftig beratend zur Seite stehen.

© SZ vom 07.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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