Nach dem Super Tuesday:Donald Trump oder Hillary Clinton

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Auch die Amerikaner, die in Freising leben, verfolgen die amerikanischen Vorwahlen mit Spannung

Von Matthias Weinzierl, Freising

Mit Spannung haben auch die Amerikaner, die in Freising leben, den Ausgang des Super Tuesday verfolgt, einen Teil der Vorwahlen um das Amt des künftigen amerikanischen Präsidenten. Auch sie beschäftigt die unglaubliche Geschichte des Milliardärs Donald Trump, der derzeit bei den Republikanern beste Aussichten auf die Kandidatur hat. "Am Anfang habe ich über Donald Trump gelacht", sagt Sallie Wunner. Sie ist gebürtige Texanerin, studierte Kunst in Wien und blieb wegen der Liebe in Freising; hier lernte sie ihren jetzigen Mann kennen.

"Das Ergebnis vom Super Tuesday ist besorgniserregend", führt sie weiter aus. Ihrer Meinung nach laufe es wohl auf Trump gegen Hillary Clinton von den Demokraten hinaus. Überzeugt ist sie von keinem Kandidaten: "Clinton stammt aus einer Politikerdynastie. Sie hat zwar Erfahrung, bringt aber keinen frischen Wind ins Weiße Haus. Trump ist unberechenbar." Man müsse auch immer bedenken, dass der Präsident die Person sei, die mit den Staatsoberhäuptern in Russland oder China sprechen würde. Was Trump da tun würde, wenn er mal beleidigt sei, könne man gar nicht vorhersehen.

Wirklich gute Alternativen gebe es aber nicht. Ted Cruz als Präsident, Senator in Sallie Wunners Heimatstaat Texas, wäre für sie ebenfalls eine Katastrophe. Er sei ein religiöser Prediger und habe gerade erst gesagt, dass er den Nuklear-Waffen-Deal mit dem Iran an seinem ersten Tag als Präsident zerreißen würde. Marco Rubio sei vielleicht das geringste Übel der Republikaner, habe aber leider keine Chance: "Das ist a Wahnsinn!", sagt sie halb englisch, halb bayerisch.

Bei den Demokraten sehe sie Clinton als Siegerin: "Bernie Sanders ist viel zu radikal. Ein bekennender Sozialist als Präsident, das klappt in Amerika nicht. Er hat gute Argumente, glaubt wirklich an das, was er sagt und im Gegensatz zu Hillary Clinton ist er kein Profilpolitiker. Er hat sehr viele gute Ideen, aber sie sind nicht bezahlbar. Die Leute kennen die Clintons. Sie schafft es locker." In ihrem amerikanischen Bekanntenkreis gebe es einige Personen, die einen Republikaner wählen, wenn es nicht Trump sei, oder eben Hillary Clinton. "Ich glaube sogar, dass Hillary Clinton sich freuen würde, wenn Trump gegen sie antritt", meint Sallie Wunner. Sie wäre die klare Siegerin. Dass Trump und Sanders so weit gekommen sind, zeige nur, dass "beide Seiten das Establishment nicht mehr ertragen. Die Leute sind müde."

Der Freisinger SPD-Stadtrat Peter Warlimont wurde in Syracuse im Bundesstaat New York geboren und hat dort seine ersten Lebensjahre verbracht. Darum hat er auch einen amerikanischen Pass und dürfte dort wählen. Obwohl er mit seinen Eltern, beides Deutsche, zurück nach Deutschland zog, fühlt er sich deshalb den USA verbunden und hat sich während des Politikstudiums gern damit beschäftigt. Dass jemand wie Trump so viele Stimmen bekommt, habe ihn "vom Emotionalen her schockiert". Allerdings sollte man auch als Europäer bei diesem Thema vorsichtig sein. Schließlich gebe es in Europa auch Strache, Le Pen und Orbán.

Die Wählerschaft seien laut der Analysen "frustrierte, weiße Amerikaner, wobei man zwei Ebenen unterscheiden muss: Es gibt die, die glauben, dass ,die da oben' alle korrupt sind, sich zurückgelassen und allein gelassen fühlen. Auf zweiter Ebene sind dann die, die wirklich von Staat und Gesellschaft vergessen worden sind." Warlimont traut sich allerdings keine Prognose zu: "Man ist in letzter Zeit schon mit den Erwartungen daneben gelegen."

Zur oftmals ungehobelten Art von Donald Trump kann Warlimont nur sagen, dass dieser eben gelernt habe, dass er so erfolgreich sein könne und dieses Modell jetzt auf die Politik übertrage. Wichtig sei auch zu wissen, dass der Erfolg in Amerika nach wie vor hoch bewertet werde, und in den meisten Fällen werde Erfolg mit Geld gleichgesetzt. Wie man zu diesem Erfolg kommt, sei den Amerikanern wohl nicht so wichtig wie Europäern. Eine gewisse "Ellbogenmentalität finden die Amerikaner vielleicht nicht so schlimm", so Warlimont. Am Ende sei aber immer noch das Wahlergebnis entscheidend.

Man dürfe auch nicht nur auf die Präsidentschaftswahlen schauen: "Vielleicht sind sie bei den Präsidentschaftswahlen nicht erfolgreich, bei den Kongress- und Senatorenwahlen waren die Republikaner es aber schon und haben sich auch quer gestellt. Da zeigen sich manche unwillig zum Kompromiss und der ist ein Teil der Demokratie."

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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