Nach alter Tradition, aber modern aufbereitet:Ein Isarkindl aus Freising

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Drei Studenten aus Weihenstephan brauen seit zwei Jahren zusammen Bier, herausgekommen sind ein Helles und ein Märzen. Ansprechen wollen die Jungunternehmer Leute, die gerne mal was Neues ausprobieren

Von Anne Gerstenberg, Freising

Biere nach alter Brautradition modern aufbereitet, so beschreibt das Isarkindl-Team seine Philosophie. Simon Klur, 26, Xaver Amler, 28, und Rainer Pieknik, 25, brauen seit zwei Jahren zusammen Bier, das sie als das neue Freisinger und Münchner Feierabendbier etablieren wollen. "Isarkindl" für die Münchner und Freisinger Kindl, die sich gerne mit einem Hellen an die Isar setzen und bereit sind, etwas Neues auszuprobieren. "Wir sind der Gegentrend zum pappsüßen Münchner Einheitsbier der etablierten Brauereien", sagt Simon Klur.

Er und Xaver Amler studieren beide in Freising Brauwesen und Getränketechnologie. Klur hat gerade seinen Bachelor abgeschlossen, Amler den Master. Im Herbst 2014 hatten sie sich gemeinsam für den IGL, den Innovationswettbewerb für Getränke und Lebensmittel an der TU München, angemeldet, den im Jahr zuvor das Babo-blue-Team mit seinem blauen Biermix gewonnen hatte. Mit an Bord holten sie Simon Klurs alten Schulfreund Rainer Pieknik als Externen, der als Betriebswirtschaftler die organisatorische Konstante in dem Dreiergespann bildet. Der hat auf einer Party zufällig seine Schulfreundin Nina Bachmann wieder getroffen, die Kommunikationsdesign studiert und schon immer mal ein Bieretikett designen wollte. So war das Isarkindl-Team komplett.

Das Isarkindl-Bier findet sich auch in der Stadt Freising bereits im Kühlregal von Getränkemärkten. (Foto: privat)

Dann musste am Rezept gefeilt werden. Über 100 Sude haben die Jungs gemacht, um ihr "Schmankerl" zu entwickeln. So heißt das Bier, das beim Wettbewerb unter die besten Drei kam. Das "Schmankerl" ist ein "Märzen". Es war früher das letzte Bier, das im Winter gebraut wurde, bevor es dazu im März zu warm wurde. Es hat eine kräftigere Farbe als ein normales Helles, ist eher bernstein- bis kupferfarben, schmeckt "malziger und hopfiger" und hat traditionell einen höheren Alkoholgehalt. Das "Schmankerl" enthält mit 5,2 Prozent jedoch nicht mehr Alkohol. Rainer Pieknik beschreibt den Geschmack so und lacht dabei: "Wie eine schöne Hopfenblume im Abgang."

Um ihr Rezept auszufeilen, haben die drei am Lehrstuhl für Brauwesen so viel Bier filtriert und abgefüllt, dass zum Schluss die Regeln geändert wurden, damit die Brauversuche späterer Studentengenerationen nicht mehr derartig ausufern. Während der Entwicklung ließen sie ihr Bier bei Verkostungen testen. Sowohl das Produkt als auch das Design kamen so gut an, dass sie sich entschlossen, weiter zu brauen. Drei Tage nach der Siegerehrung gründeten die drei ihre Firma, deren Sitz in Freising ist.

Als das Isarkindl-Team eine Brauerei fand, die ihr Bier brauen wollte, erlebte es den ersten Erfolg und gleichzeitig größten Rückschlag Richtung professioneller Produktion. Da das "Schmankerl" ursprünglich auf einer sehr ausgefallenen Hefe-Art basierte, hatte die Brauerei Angst, diese könnte ihre eigene Brauhefe kontaminieren und damit den Geschmack des eigenen Biers verändern. Das Rezept musste auf eine andere Hefe-Art umgestellt werden und kam so zu seiner Form, wie es nun auch verkauft wird.

Zeitgleich entwickelten die jungen Brauer ein "Isarkindl-Helles" für die breite Masse. Die Entwicklung des Rezeptes, ein "klassisches Münchner Helles, wie es mal war", so Simon Klur, klappte so schnell, dass beide Biere gleichzeitig in Produktion gehen konnten. Am 23. April, dem 500. Geburtstag des Reinheitsgebotes, kamen sie auf den Markt. Kaufen kann man die Biere vor allem in Getränkemärkten, den drei Jungs ist der persönliche Kontakt zu den Vertreibern wichtig. Die hatten das Isarkindl teilweise schon ungeduldig erwartet. Auch einige Supermärkte haben das Bier inzwischen im Sortiment.

Anfangs mussten die drei das Bier noch selbst ausliefern, mit gemieteten Sprintern oder der Familienkutsche der Eltern. Besonders am Kiosk an der Münchner Reichenbachbrücke hat das Bier eingeschlagen. Der verkauft normalerweise keine Biere kleiner Hersteller, sondern nur die Etablierten. Aber weil es der Betreiberin so gut schmeckt und ihr das Design gefällt, machte sie für das Isarkindl eine Ausnahme, wie die drei Freisinger erzählen. "Das ist eingeschlagen wie sau. Am ersten schönen Wochenende im Mai hatten wir ihr am Freitag 15 Kästen geliefert. Am Samstagmorgen hat sie mich aus dem Bett geklingelt, das Bier sei alle, sie brauche bis zum Abend weitere 20 Kästen. Da wussten wir, dass wir schnell nachbrauen müssen", schildert Simon Klur. Probieren kann man das Bier auch in Freising, beispielsweise im Schneiders, da ist es derzeit Bier des Monats.

© SZ vom 24.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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