Mitten in Neufahrn:Den Segen gibts im Pfarrgarten

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Weil es in der Auferstehungskirche eng zugeht, sind die Gottesdienste ins Freie verlagert

Kolumne von Alexander Kappen

Eigentlich ist die Sache ja seit Jahrhunderten klar. Am Sonntag geht's ab in die Kirche. So war das zumindest bisher - ehe im Jahr 2020 nach Christus Corona daher kam. Also nicht die heilige Corona, die der Legende nach ja schon um das Jahr 160 in Ägypten oder Syrien lebte. Und das nicht sehr lang. Im Alter von nur 16 Jahren soll sie als eine frühchristliche Märtyrin einen recht unschönen Tod gestorben sein. Aber das nur nebenbei.

Die Rede ist hier nicht von Corona, der Heiligen, sondern von Corona, dem Hinterfotzigen. Diesem heimtückischen Virus, das der Legende nach weder aus Ägypten noch aus Syrien stammt, sondern aus China, von wo aus es sich rasant auf der ganzen Welt ausbreitete und schließlich auch im Weißen Haus vorbeischaute. Offenbar wurde es dort schon sehnlich erwartet, US-Präsident Donald Trump jedenfalls bezeichnete seine Covid-19-Erkrankung - das kommt wohl davon, wenn man die Bibel beim Lesen verkehrt herum hält - als "Geschenk Gottes".

Wobei wir wieder beim Thema wären. In der evangelischen Kirchengemeinde in Neufahrn wurde Corona - wie überall anders auf der Welt außer im Weißen Haus - ganz und gar nicht sehnlich erwartet. Nicht zuletzt deshalb, weil man dort zum Abhalten von Gottesdiensten wie dieser Tage üblich viel Abstand halten soll, aber nur wenig Platz hat. Die Auferstehungskirche ist recht eng. Und darum heißt es hier sonntags nicht: Ab in die Kirche. Sondern: Ab neben die Kirche. Gottesdienste finden hier bereits seit Monaten im Pfarrgarten statt. Bei ausreichend Abstand, viel frischer Luft und inzwischen immer öfter auch ziemlich frischen Temperaturen. Große Palmen, davon ist auszugehen, gibt es im Pfarrgarten eher nicht. Was beruhigend ist, weil dadurch keine unangenehmen Assoziationen erweckt werden. Die heilige Corona, so besagt die Legende nämlich, soll von ihren Peinigern zwischen zwei herabgebogene Palmen gebunden und beim Emporschnellen der beiden Palmen zerrissen worden sein. Ob sie das als "Geschenk Gottes" gesehen hat, ist nicht überliefert.

© SZ vom 13.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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