Mitten in Moosburg:Wenig feine Ironie des Schicksals

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Internetriese trifft Sortimentsbeschränkung

Kolumne von Alexander Kappen

Man hat sich in Moosburg ja schon so einiges einfallen lassen, um die Innenstadt für potenzielle Einkäufer attraktiver zu machen oder dem lokalen Einzelhandel sonst wie unter die Arme zu greifen. Integriertes Stadtentwicklungskonzept, Einzelhandelskonzept, Marketing-Genossenschaft und was der Medikamentenschrank für vom Aussterben bedrohte Innenstädte sonst noch so hergibt. Manche Maßnahmen sind noch in Planung, etwa das Langzeit-Springbrunneninstallations-und-Stellplatzreduzierungs-Umbauprojekt mit dem Arbeitstitel "Mehr Wasser (nicht zu verwechseln mit Meerwasser) und weniger Autos auf dem Plan". Andere sind derzeit in einer Art Testphase mit wechselndem Erfolg ("Mehr Chancen, lebend über die Straße zu kommen und weniger Lastwagen am Stadtplatz"). Und wieder andere sind längst umgesetzt (Ausschluss innenstadtrelevanter Warensortimente im Gewerbegebiet Degernpoint).

Letztgenannte "Lex Degernpoint", die Läden im Stadtzentrum vor unliebsamer Konkurrenz draußen auf der grünen Wiese schützen soll, gibt's bereits seit acht Jahren. Nur weiß keiner so recht, ob es jemals was genutzt hat. Ist aber eh schon wurscht, wenn man einen Blick auf die Tagesordnung der nächsten Bauausschusssitzung des Moosburger Stadtrats wirft, der am kommenden Montag tagt.

Da will doch tatsächlich Amazon ein großes Verteilerzentrum in Degernpoint errichten. Das wäre - vorausgesetzt, der Antrag geht durch - schon ein besonders humoristisches Stückerl à la Moosburg. Nun ist es nicht zwingend so, dass jeder Moosburger alles bei Amazon bestellt, nur weil die Firma dort eine Niederlassung hat. Aber eine gewisse Ironie des Schicksals wäre es schon: Der Internetriese stampft in Degernpoint eine gigantische Logistikhalle aus dem Boden, damit all das, was die Verbraucher nicht in der Innenstadt, sondern im Online-Handel erwerben, noch schneller beim Kunden ist. Und jedem kleinen Schuhhändler ist es verboten, dort einen Laden zu eröffnen, weil er - Alarm, Alarm!!! - innenstadtrelevante Waren feilbietet. Muss man erst mal drauf kommen ...

© SZ vom 30.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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