Mitten in Moosburg:Wehret den Anfängen

Extrawürste gibt es nicht in der Stadt - auch nicht für Kinder aus Tschernobyl

Von Alexander Kappen

Man kennt die Sache mit den Bezugsfällen ja aus dem Bauausschuss: Wenn der Huber seinen Dachgiebel drei Zentimeter höher bauen darf, dann wollen das der Meier und der Müller demnächst auch - und am Ende ist das ganze Stadtbild mit lauter drei Zentimeter zu hohen Dachgiebeln verschandelt, nur weil man einmal eine Ausnahme gemacht hat. Das ist das Selbe wie mit dem Freibad. Da stelle sich eben auch die Frage: "Wo fängt man an, wo hört man auf?", sagte Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU) in der jüngsten Stadtratssitzung - und beschloss, am Besten gar nirgends anzufangen.

Auch nicht bei den Kindern aus Tschernobyl, die derzeit zu Besuch bei Moosburger Gastfamilien sind. Von den Letzteren hatte eine bei SPD-Fraktionssprecher Gerd Beubl angefragt, ob die Kinder vielleicht freien Eintritt im Schwimmbad bekommen könnten. Beubl reichte die Frage an die Bürgermeisterin weiter, die aus Angst vor Bezugsfällen ablehnte.

Ein bisschen unkomplizierter reagierten daraufhin die Stadträte Manfred Tristl (CSU), Jörg Kästl (ÖDP), Mike Hilberg (UMB) und Beubl selbst, die spontan zusammen 60 Euro spendeten und "den Kindern bei den Freizeitunternehmungen, sei es ein Schwimmbadbesuch oder nur ein Schleckeis, bestimmt viel Freude bereiten", wie Beubl meint. Dass sie demnächst auch dem Huber, dem Meier und dem Müller ein Schleckeis zahlen müssen, befürchten sie offenbar nicht.

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: