Mitten in Moosburg:Schöner leben

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Von Millionen und anderen Geschenken

Von Alexander Kappen

Der DGB, so formulierte das der Moosburger Vorsitzende Ludwig Würfl bei der jüngsten Ortsversammlung, "steht nicht nur für Tarifpolitik, sondern ganz allgemein für das Leben. Und das Leben ist mehr als Tarifpolitik. Leben ist gute Arbeit, aber Leben ist auch gutes Leben." Hmmm. Also weniger philosophisch ausgedrückt, könnte man wohl sagen: Wenn ein Arbeitgeber jedem seiner Angestellten mal eben eine Million Euro schenkt, dann ist das eine ziemlich gute Arbeit, die einem durchaus ein gutes Leben ermöglicht. Insofern könnte dem DGB die Geschäftspraktik von Facebook-Boss Mark Zuckerberg eigentlich ganz gut gefallen, der jedem seiner 361 Mitarbeiter in Großbritannien jetzt tatsächlich besagte Million Euro überweisen will. Dass dieses Vorgehen nicht der grenzenlosen Nächstenliebe des Multimilliardärs geschuldet ist, sondern eher steuerliche Gründe hat: geschenkt.

Aber die Briten - das merkt man nicht zuletzt daran, dass die dortigen Profi-Kicker dank exorbitanter Fernsehverträge im Gegensatz zu ihren deutschen Millionärskollegen wirklich ordentliches Geld verdienen und nicht knapp über dem fußballerischen Mindestlohn herumkrebsen - leben ja nicht nur auf irgendeiner Insel, sondern auf einer Insel der Glückseligen. Im Gegensatz zu den Leuten in Moosburg. Dort werden zwar auch munter Geldgeschenke verteilt, aber die sind so eher nicht nach dem Geschmack des DGB.

Obwohl der städtische Haushalt gehörig in Schieflage geraten ist, leiste sich die Kommune einen neuen Klimaschutzmanager, eine teure Solarthermiekampagne, subventioniere munter die Volkshochschule und stecke jährlich 120 000 Euro "in diese City Dingsbums", die in der Fachliteratur als Marketing-Genossenschaft bekannt ist. Und auch die nicht ganz billige Umgestaltung des "Plan", so hörte man aus der Diskussion der Gewerkschafter heraus, sei in diesen finanziell trüben Zeiten als eher semi-dringend anzusehen, "auch wenn die Ästhetiker natürlich sagen, dass das ästhetisch schön sein soll". Beim örtlichen DGB zählen sie sich in diesem Fall eher zu den Nicht-Ästhetikern, die nichts dagegen haben, wenn der "Plan" einstweilen ästhetisch greislich bleibt. Viel wichtiger sei erst mal die Verkehrsberuhigung im Zentrum. Und so eine Innenstadt ohne Lastwagen kann ja ästhetisch auch ganz schön sein.

© SZ vom 18.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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