Mitten in Moosburg:Müssen muss man immer mal

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Wer im Gewerbegebiet Degernpoint nicht pinkeln kann, kauft stattdessen in der Innenstadt ein. So einfach ist das

Kolumne von Alexander Kappen

Wenn von Degernpoint die Rede ist, geht es ja vornehmlich darum, dass die Entwicklung des Gewerbegebiets vor den Toren Moosburgs mit dem Schicksal der Innenstadt und ihrer Geschäfte verknüpft wird. Die Frage, die von Lokalpolitikern seit Jahren rauf und runter diskutiert wird, lautet: Ist der geltende Bebauungsplan, der in Degernpoint innenstadtrelevante Sortimente ausschließt, nun sinnvoll oder nicht? Das Thema ist auch acht Jahre nach Einführung der Schutzklausel noch aktuell. Wenn der Finanzausschuss des Stadtrats sich kommende Woche zu den Haushaltsberatungen für das neue Jahr trifft, wird er sich auch mit einem Antrag der CSU beschäftigen, die die Sortimentsbeschränkung jetzt überarbeiten lassen will. Dabei geht die Diskussion - wie so oft in der Politik - an den Bedürfnissen der Bürger natürlich völlig vorbei.

Was die Moosburger umtreibt, ist nicht die Frage, ob in Degernpoint irgendwelche Dinge verkauft werden, die eigentlich dem hervorragend sortierten Einzelhandel im Stadtzentrum vorbehalten bleiben sollten - sondern die, ob es in Degernpoint genügend Toiletten gibt. Als in einer Moosburger Facebook-Gruppe diese Woche eine Userin nach dem Eröffnungstermin für den erweiterten Lidl-Markt fragte, entspann sich eine angeregte Diskussion über das Angebot an stillen Örtchen in Verbrauchermärkten. So ein Kundenklo sei "mal eine klasse Sache", hieß es da. Und bei der gemeinschaftlichen Abort-Bestandsaufnahme stellte sich dann heraus, dass es in den Moosburger Einkaufsmärkten praktischerweise fast überall eine Notdurftabteilung gibt. Von Rewe und Kaufland wusste eine Diskussionsteilnehmerin zu berichten. Eine andere brachte Aldi ins Spiel. Und DM natürlich nicht zu vergessen. Die Wegbeschreibung gab's für alle Interessenten gratis dazu: "Hinten bei der Wickelkommode."

Und was lernen wir daraus? Um die Geschäfte im Stadtzentrum zu schützen, braucht man in Degernpoint keine Sortimentsbeschränkungen, sondern ein Toilettenverbot. Wer im Gewerbegebiet nicht pinkeln kann, kauft in der Innenstadt ein. So einfach ist das.

© SZ vom 02.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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