Mitten in Moosburg:Mondenergie tanken

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Wie man durch gemeinsames Trommeln und Singen auf einer Kiesbank Herzen öffnen und Teil vom Ganzen werden kann

Kolumne von Alexander Kappen

Wer an diesem Donnerstagabend, wenn er gerade in Moosburg ist, Lust auf ein bisschen "Lebensfreude und Gemeinsamkeit" hat, sich "erden" möchte oder ganz einfach nur "Herzen öffnen, Wünsche und Träume manifestieren", der kann das natürlich auch bei einem Infoabend der SPD zum Thema Mieten machen. Oder auf der Jahreshauptversammlung des Tante-Emma-Vereins. Glaubt man einem Veranstaltungshinweis auf Facebook, kann man das allerdings noch viel besser beim zeitgleich stattfindenden "Vollmondtrommeln" auf einer Kiesbank an der Isar nahe des Himmelblauen Sees.

Zum Erden, Öffnen und Träumen lädt laut Ankündigung übrigens nicht ein Verein oder irgend eine andere Organisation ein, sondern "die Vollmondenergie". Nun gut, vertraut man auf das Internetportal www.vollmond.info, dann ist der Mond an diesem Donnerstag um exakt 6.52 Uhr und 58 Sekunden randvoll, aber bis sich die Gruppe am Abend in Moosburg trifft, wird schon noch ein bisschen Energie übrig sein. Und diese können die Teilnehmer dann nutzen, um ganz ohne Vorkenntnisse "Teil vom Ganzen" zu werden. Wer daheim noch ein paar "lieb gewonnene (oder auch vernachlässigte) Instrumente" rumliegen hat, denen vielleicht auch ein bisschen Vollmondenergie ganz gut täte, der kann diese übrigens gerne mitbringen. Oder wahlweise auch seine eigene Stimme, wenn man nicht so schwer schleppen möchte. Es sind am Ort des Geschehens aber auch Rasseln und Rahmentrommeln vorhanden.

Wer es nicht so mit dem Singen und Trommeln hat, der kann - das ist ein praktisches Zusatzangebot - sich einfach "in die Mitte des heiligen Kreises legen" und sich "betrommeln und bespielen lassen". Ist auch nicht ganz so anstrengend, wenn man ein wenig in der Mitte chillt, während sich die anderen mit der Mondgöttin verbinden und "in einer kunterbunten und lebensfrohen Gemeinschaft trommeln, meditieren, singen und tanzen". Außerdem soll die Mitte des heiligen Kreises, was man so liest, ja auch ein "äußerst heilsamer Platz sein".

Das bringt einen unweigerlich auf die fixe Idee, ob diese heilsame Mitte nicht auch was für ein paar Damen und Herren in Berlin und München wäre, die nun schon seit geraumer Zeit - offenbar einem ausgeklügelten Masterplan folgend - eifrig daran arbeiten, die Bundesregierung an die Wand zu fahren. Vielleicht sollten sich die Angela und der Horst mal für 'ne Stunde oder so bei Vollmond auf einer Moosburger Kiesbank in den heiligen Kreis legen, ein paar beruhigenden Trommelklängen lauschen, ihre Herzen öffnen und versuchen, zur Abwechslung mal wieder Teil vom Ganzen zu werden.

© SZ vom 28.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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