Mitten in Moosburg:Mäuse für die Stadtkasse

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Bei den Haushaltsberatungen könnten Plüschtiere als Zuschauer dienen

Von Alexander Kappen

Diese seltsame Pandemie hat das Land, die Welt und natürlich auch den Landkreis gehörig durcheinander gewirbelt. Vieles wurde auf den Kopf gestellt. Kaum etwas ist noch so, wie es einmal war. Essen von Restaurants gibt es nur noch "to go", Unterricht nur mit Maske, treffen soll man sich nur noch mit einer festen Kontaktperson und Sport treiben darf nur, wer einen Profivertrag in der Tasche hat. Und falls heutzutage überhaupt noch irgendwo geflogen wird, dann von der Schule (weil man seine Maske zu oft vergessen hat) oder zur internationalen Raumstation ISS. Es hat sich also in den vergangenen Monaten in sehr vielen Bereichen sehr viel geändert.

Auch bei Veranstaltungen, die normalerweise Tausende von Zuschauern oder Zuhörern anlocken. Also Konzerte, Profisportevents - und Stadtratssitzungen. All das muss nun abgesagt, verschoben oder ohne Publikum ausgetragen werden. Wobei die Not auch erfinderisch macht. So haben im Nachbarlandkreis die Eishockeyspieler des EV Landshut jetzt kleine Plüschbären mit Wunschnummern und Wunschnamen an ihre Fans verkauft, um die Ausfälle aus dem Ticketverkauf ein wenig zu kompensieren. Dafür dürfen die Bären anstelle der Fans bei Heimspielen zuschauen.

Womöglich ja auch ein Geschäftsmodell für die Stadt Moosburg. Die wird heuer, so ist der Plan, die Haushaltsberatungen des Finanzausschusses vor leeren Rängen austragen, um nicht unter Superspreaderverdacht zu stehen und um die Gefahr nicht mehr nachvollziehbarer Infektionsketten zu bannen. Wenn sich coronabedingt also ein paar Lücken im städtischen Haushalt auftun sollten, finden sich ja vielleicht einige Fans (den Älteren noch unter dem Namen Bürger bekannt), die ein paar Groschen dafür spenden, dass eine Plüschmaus mit der Rückennummer ihres Lieblingsstadtrats den Haushaltsberatungen lauschen darf. So kommen nicht nur ein paar Mäuse in den Sitzungssaal, sondern auch in die Stadtkasse. Und eine aufwendige Kontaktermittlung ist somit hinfällig.

Wobei das hochaktuelle Wort "Kontaktermittlung" zeigt, dass sich durch Corona noch nicht alles geändert hat. Jedenfalls nicht das Rechtschreibprogramm, das noch im Vorpandemiemodus festhängt. Lässt man es drüber laufen, wird als Alternative "Kontaktvermittlung" vorgeschlagen. Das stammt aus einer Zeit, als Kontakte nicht nur erlaubt, sondern zuweilen sogar ausdrücklich erwünscht waren. Nicht so wie heute, da man das Wort "Kontakt" am besten nur in Kombination mit "Fernbeziehung" nennt. Dabei befindet sich die Kontaktperson idealerweise in einem Hausstand, der möglichst weit weg ist. Auf der ISS oder so.

© SZ vom 19.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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