Mitten in Moosburg:Hauptsache, es beruhigt

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Weshalb Umfahrungen und Unterführungen den Verkehr in der Moosburger Innenstadt nur mäßig reduzieren

Kolumne von Alexander Kappen

Es ist ja schon so allerhand getan worden, um den Verkehr in der Moosburger Innenstadt zu reduzieren. Vor elf Jahren wurde zum Beispiel die Baywa-Unterführung eingeweiht, weshalb nun zu den Stoßzeiten keine Autos mehr an der geschlossenen Bahnschranke warten müssen und sich bis in die City zurückstauen. Und ziemlich genau vor sechs Jahren ist die Westumfahrung eröffnet worden, weshalb nun... irgendwie trotzdem gefühlt noch alle durch die Innenstadt fahren. Die Umfahrung von einer Kreis- zur Staatsstraße aufzustufen und die Stadtdurchfahrt von einer Staats- zur Ortsstraße zu degradieren, ist schließlich nicht so einfach. Wegen Gewährleistungsfristen, Zuschüssen und hast du nicht gesehen ist die Sache recht kompliziert und in etwa so schwierig, wie anderswo die pünktliche Eröffnung eines Großflughafens.

Um zumindest den Schwerlastverkehr aus der Altstadt rauszuhalten, hat man aber wenigstens ein Lastwagendurchfahrverbot erwirkt, weshalb nun... irgendwie trotzdem gefühlt noch alle Brummis durch die Innenstadt rauschen. Nach einer zwischenzeitlichen Linderung werde es derzeit wieder schlimmer, stellte Stadträtin Evelin Altenbeck in einer Sitzung kürzlich besorgt fest. Aber Moosburg hat neben Baywa-Unterführung, Westumfahrung und Lastwagenverbotsschildern ja noch eine verkehrsberuhigende Geheimwaffe in der Hinterhand - die Bürgermeisterin.

Diese versicherte, sich höchstpersönlich - quasi unter Einsatz ihres Lebens - um die Einhaltung des Brummiverbots zu kümmern. Sie habe kürzlich selbst drei Lastwagen am Stadtplatz angehalten. Und wie hat sie das gemacht? Warnkelle aus dem Rathausfenster gehalten? Vom Bauhof eine Absperrung auf der Fahrbahn platzieren lassen? Von wegen. "Ich stelle mich da einfach auf die Straße", erläuterte die Bürgermeisterin. Ihr Mann hält das offenbar nur bedingt für eine gute Idee: "Der hat mich schon für verrückt erklärt." Nun gut, was heißt verrückt, ist ja für ne gute Sache...

Aber sicherheitshalber ist jetzt auch eine Alternative im Gespräch. Da die Lastwagenfahrer, denen die Bürgermeisterin regelmäßig vor den Kühlergrill hüpft, meist auf dem Weg zu einem Moosburger Gabelstaplerhersteller sind, soll nun versucht werden, sie vor der Einfahrt in die Altstadt mittels Hinweisschilder über die Westumfahrung dorthin zu lotsen. Und falls das nicht klappt, gibt es immer noch Plan A. Im Frühjahr 2020 sind Kommunalwahlen. Die Bürgermeisterin tritt nicht mehr an und hätte dann theoretisch den ganzen Tag Zeit, um am Stadtplatz Lastwagen anzuhalten und ihnen den rechten Weg zu weisen. So könnte sie auch als Bürgermeisterin a. D. weiterhin sagen, wo's lang geht - nicht mehr im, aber zumindest vorm Rathaus.

© SZ vom 13.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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