Mitten in Moosburg:Flehende Nachtschwärmer

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Von den Schwierigkeiten, in Moosburg etwas zu unternehmen - oder sich auch nur zu treffen

Von Alexander Kappen

Man hört in Moosburg ja immer wieder einmal kritische Stimmen, die beklagen, dass man in der Stadt nur schwer was unternehmen kann, weil man nicht so recht weiß, wo man sich für eine vernünftige Abendgestaltung treffen soll. Aber offenbar hat sich inzwischen eine Art Selbsthilfegruppe formiert, bei deren Zusammenkunft der Name Programm ist: Diesen Donnerstag steigt ein sogenanntes "Unternehmer Treffen". Allerdings: Geladen wird zur Mittagszeit. Hmm. Das legt jetzt irgendwie den Verdacht nahe, dass die Veranstaltung womöglich doch eher als Netzwerk für Geschäftsleute gedacht ist und weniger als Workshop für unternehmungslustige und treffwillige Nachtschwärmer.

Aber vielleicht kommt für Letztere ja auch so etwas bei der Sache rum. Eventuell befinden sich unter den anwesenden Unternehmern, die laut Ankündigung "angeregte Unterhaltungen" über "Ihre Themen" führen sollen, ja auch ein paar ortsansässige Gastronomen. Und die könnten sich dann beispielsweise angeregt über das Thema unterhalten, ob es in Moosburger Lokalen, die laut Aushang bis ein Uhr in der Früh geöffnet haben, wirklich geschickt ist, wenn Kunden Freitagabend teilweise um kurz nach halb zwölf auf Knien um ein Bier betteln müssen, weil die Bedienung bei genauer Betrachtung aller relevanten Umstände eigentlich viel lieber heim auf die Couch will. Es soll tatsächlich Besucher geben, welche die Uhrzeiten an der Wirtshaustür nicht nur als Verhandlungsbasis interpretieren oder als eine Art unverbindliche Richtgeschwindigkeit auf der Autobahn.

Wobei die Sache mit den Öffnungszeiten in Moosburg ohnehin eine sehr diffizile, keiner höheren Logik folgende Angelegenheit ist. Die Diskussion über einheitliche Ladenöffnungszeiten wird dort mindestens schon seit dem Dreißigjährigen Krieg und somit fast solange wie die Kontroverse über die angemessene Zahl von Parkplätzen auf dem "Plan" geführt. Bekanntlich mit eher mäßigem Erfolg. Es ist also nicht auszuschließen, dass all die Unternehmer, die bei ihrem gemeinsamen Lunch gemütlich was essen, ratschen und gemäß Einladung "das Netzwerk vor Ort stärken" sollen, sich überhaupt nicht treffen. Selbst dann, wenn sie alle kommen. Sie haben - siehe einheitliche Öffnungszeiten - dummerweise nicht alle gleichzeitig Mittagspause.

© SZ vom 28.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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