Mitten in Moosburg:Die Macht übernehmen

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Warum es schön wäre, wenn Moosburg mehr Bedeutung hätte

Von Alexander Kappen

Auf den ersten Blick mag sich Moosburgs Größe und Bedeutung dem unbedarften Betrachter so ohne Weiteres nicht erschließen. Ein kleines, beschauliches Städtchen, knapp 19 000 Einwohner, eine hübsche, historische Altstadt hier, ein sanierungsbedürftiges Hallenbad dort. So Sachen halt. Also nichts Spektakuläres, eben ein Ort wie viele andere. Könnte man meinen.

Bei genauerer Betrachtung wird jedoch schnell klar, dass Moosburg weit über die Stadtgrenzen hinaus eine gewisse Relevanz, ja teilweise sogar Dominanz hat. Landesweit. In wichtigen gesellschaftlichen Bereichen. Etwa beim Fußballtennis. Da spielt der örtliche RGSV in der Bayernliga schon seit Jahren regelmäßig die gesamte Konkurrenz in Grund und Boden. Aber die Moosburger machen nicht nur bei Ball-, sondern auch bei Ritterspielen eine gute Figur. Da liegen die großen, nennenswerten Erfolge allerdings schon ein paar Jährchen zurück. Einer datiert aus dem Jahr 1313. Da schickte Moosburg eine schlagkräftige Truppe zur Schlacht von Gammelsdorf, wo diese Ludwig dem Bayern zur Seite sprang und zu einem hart erkämpften Arbeitssieg gegen Friedrich den Schönen von Österreich verhalf. Dessen Männer wehrten sich übrigens erstaunlich lange und tapfer - obwohl sie aus keiner Schwertkämpfer-, sondern einer Skifahrernation kamen. Wie auch immer. Sieg ist Sieg. Und Moosburg hatte eine Duftmarke gesetzt. Nicht nur vor der eigenen Haustür, sondern in Bayern.

Mancher Lokalpolitiker träumt da heute noch davon. Als man am Montag im Stadtrat über eine neue Stellplatzsatzung verhandelte und gerade über einen konkreten Änderungswunsch diskutierte, meinte einer im Gremium, diese Änderung müsse man dann auch im Anhang weiter hinten in den Unterlagen übernehmen. Die Bürgermeisterin musste ihn jedoch enttäuschen: "Das im Anhang ist eine bayerische Verordnung, die können wir nicht ändern - die Macht über Bayern haben wir noch nicht." Eine Stadträtin schreckte das nicht, sie antwortete kampfeslustig: "Zeit werd's." Eben. Auf den Fußballtennisplätzen und Schlachtfeldern dieses Freistaats geht's und ging's doch auch.

© SZ vom 05.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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