Mitten in Moosburg:Beim Bierzelt hört der Spaß auf

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Warum sich die Lokalpolitiker zur Zeit nichts anderes vornehmen sollten als Lokalpolitik

Von Alexander Kappen

Montag Stadtrat. Mittwoch Werkausschuss. Donnerstag Hauptverwaltungs- und Finanzausschuss. Montag und Donnerstag darauf geht's weiter mit der zweiten und dritten Runde im Finanzausschuss, ehe am folgenden Montag die Fortsetzung der Stadtratssitzung vom vorvergangenen Montag auf dem Programm steht. Als Moosburger Lokalpolitiker sollte man sich dieser Tage - außer der Lokalpolitik natürlich - nicht allzu viel vornehmen. Zumal man nicht sicher sein kann, dass das, was momentan im Terminkalender steht, schon das Ende der lokalpolitischen Fahnenstange ist.

Zu besprechen gäbe es bei den Haushaltsberatungen der klammen Stadt noch eine Menge, weshalb schon über zusätzliche Sitzungstermine nachgedacht wird. Den Haushalt könne man, so ist vereinzelt zu hören, notfalls auch im Januar verabschieden. Und wenn's nötig ist, finden sich bestimmt auch noch gute Argumente, den Beratungsmarathon im Februar und - ach, was soll's - bei Bedarf im März fortzusetzen. Überflüssige Privatkontakte, etwa zur Familie, gilt es bis dahin auf das Nötigste zu reduzieren. Was man sich zu sagen hat, tauscht man halt kurz bei ebenso zufälligen wie flüchtigen Begegnungen aus, wenn man sich zwischen zwei Ausschuss-Sitzung mal eben auf heimischem Terrain aufhält, um die Klamotten zu wechseln oder - wenn's pressiert - einfach in eine dezente Deowolke zu hüllen.

Falls es tatsächlich noch Reserven im Zeitbudget geben sollte, nutzt man diese selbstredend für: Parteiveranstaltungen. Die SPD diskutiert an sitzungsfreien Tagen, an denen nicht im Finanzausschuss über den Haushalt diskutiert wird, bei der eigenen Ortsversammlung über? Richtig: den Haushalt. Die ÖDP wählt bei der Jahreshauptversammlung einen neuen Ortsverstand, der anschließend im Sinne der Bürgernähe bei einem Bürgergespräch Gespräche mit den Bürgern führt (nicht auszuschließen, dass es dabei um den Haushalt geht). Und die CSU setzt sogar parallel zu einer Haushaltsberatung ( die Union ist weiblich und somit multitaskingfähig) eine Krisensitzung des Ortsverbands an und entledigt sich, weil's halt nix hilft, ihres auf fremdenfeindlichen Pfaden durchs Internet irrlichternden Kassenwarts.

Der Advent, das scheint bei dieser politischen Terminflut unumgänglich, fällt heuer aus. Weihnachten wird abgesagt, der Fasching ersatzlos gestrichen. Aber dann muss langsam mal Ruhe sein im Karton. Das Frühlingsfest kann und darf nicht ausfallen, schließlich sind im Haushalt gerade erst 10 000 Euro für die Bierzeltverankerung festgeschrieben worden. Außerdem: Ein Jahr ohne Advent, Weihnachten, Fasching - alles schön und gut. Aber wenn es ums Bierzelt geht, hört sich auch für Lokalpolitiker der Spaß auf.

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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