Mitten in Moosburg:Bayern muss gerettet werden

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Bürgerbefragungen haben Konjunktur, nun geht es sogar um die Zukunft des Landes

Von Alexander Kappen

Die Sache mit der Bürgerbeteiligung ist in Moosburg mittlerweile schon eine gute Tradition. Die Unabhängigen Moosburger Bürger (UMB) - da steckt der Bürger sinnigerweise schon im Namen drin - kämpften einst vehement für "mehr Gerechtigkeit bei den Abwasser-Hausanschlüssen" und den gleichnamigen Bürgerentscheid, der im Januar 2011 eine klare Mehrheit fand. Die Freien Wähler befragen seit einigen Jahren bei ihrer Aktion "Bürgerhaushalt" die Bewohner Moosburgs, für was die Stadt ihrer Meinung nach Geld in die Hand nehmen sollte. Die Bürgermeisterin hält regelmäßig Bürgersprechstunden ab. Und auch beim Jahrhundertwerk "Plan-Umgestaltung" sollen in einer Informationsveranstaltung demnächst die Bürger zu Wort kommen.

Was im Kleinen funktioniert, müsste doch auch eine Nummer größer zu haben sein, mag sich jetzt jemand gedacht haben, der dieser Tage einen Schwung handgeschriebener und dann kopierter Zettel in einen Moosburger Briefkasten warf. In dem Schreiben ging es nicht etwa nur um eine Bürger-, sondern gleich um eine "Volksbefragung". Und die befasste sich nicht mit Banalitäten wie der Abwasserbeseitigung oder Umgestaltung eines Platzes, sondern mit nicht weniger als dem "Untergang der Zukunft Bayerns im Klartext". Der stehe unmittelbar bevor, weil Deutschland, so der Verfasser, "die vollen Schulden vom 2. Weltkrieg hat". Was so viel bedeute wie: "Wir sollen uns für andere schinden, wo wir Bayern nichts mehr dafür können". Denn, aufgemerkt: "Viele, fast alle, wenigstens die Mehrheit der Bürger Bayerns sind nach 1945 geboren." Diese präzise statistische Erhebung mündet schließlich in die Forderung, alle Staatsverträge offenzulegen. Also die echten, nicht die gefälschten aus dem Internet. Darauf legt der Initiator der Volksbefragung Wert. Wer also dafür ist, der möge sein Kreuzchen in einem vorgemalten Kästchen machen. Und wer sich für die Rettung Bayerns eher weniger erwärmen kann, für den hat der Verfasser alternativ noch eine mehrseitige Abhandlung über die Führerscheinstelle des Landratsamts und die Tücken der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung als leichte Lektüre beigelegt.

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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