Mitten in Freising:Strafzettel statt Toleranz

Lesezeit: 1 min

Parken in Freising geht nicht immer problemlos vonstatten

Von Gerhard Wilhelm

Freising gibt sich gerne als weltoffen, bunt, als Universitätsstadt, die jeden offen empfängt. "Vielseitig und (er)lebenswert", heißt es auf der Homepage der Stadt. "Kommen Sie selbst und lernen Sie Freising von seinen vielen schönen Seiten kennen!"

Wer die ungarische Familie fragen würde, die jüngst mit ihren zwei kleinen Kindern Freising besuchte, wird womöglich zu hören bekommen, dass man in der Stadt so einiges erleben kann, dass hier auf jeden Fall Recht und Ordnung herrscht. Nur ob das eine "schöne Seite" ist? Die besagte Familie hatte am Marienplatz auf einem von zwei Parkplätzen am Fahrbahnrand für Schwerbehinderte geparkt. Dass das nicht okay ist, ist klar. Die Eltern waren schon beim Einräumen der Kinderwagen und die Kleinkinder ins Auto zu setzen, als sozusagen der Marshall ankam. Parken auf einem Schwerbehindertenplatz? Geht gar nicht. Das muss geahndet werden!Und flugs wurde der Strafzettel ausgeschrieben beziehungsweise gedruckt und in die Hand gedrückt.

Dass falsch geparkt wurde - Tatsache. Aber zwischen Recht haben und Rechthaberei ist ein Unterschied. Der Ordnungshüter von der Verkehrsüberwachung hätte es auch bei einem netten Hinweis belassen können, dass man hier nicht parken darf, dass dies eigentlich so und so viel Euro Strafe kostet, aber dass man noch mal Gnade vor Recht gelten lässt. Zumal ein zweiter Parkplatz für Schwerbehinderte noch frei war. Und dann noch eine gute Weiterfahrt wünscht. Gut, der Stadtkasse wären ein paar Peanuts entgangen, die Stadt selber hätte aber bestimmt zwei Menschen gewonnen, die daheim davon erzählen würden, wie nett man in Freising sei, wie tolerant, obwohl man Mist gebaut habe. Und vielleicht auch, wie schön, lebenswert die ganze Stadt sei. Einfach besuchenswert!

So wird wohl der Strafzettel als schlechte Erinnerung bleiben. Und den Rest an positiven Eindrücken überdecken. Ein bisserl Fingerspitzengefühl würde nicht schaden. Man würde vielleicht ein Dankeschön und ein Lächeln bekommen. Das ist mehr wert als ein paar Euro in der Kasse.

© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: