Mitten in Freising:Spontan zum Schwimmen - nicht

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Alles richtig gemacht, drei Mal gimpft. Jetzt kann man wieder spontan ohne Test ins Hallenbad und dort ein paar Bahnen ziehen - oder auch nicht

Glosse von Birgit Goormann-Prugger

So. Eigentlich hätte man alles richtig gemacht. Endlich ist man drei Mal geimpft und kann wieder einen spontanen Schwimmbadbesuch absolvieren, ohne sich vorher testen zu lassen, was immer ein bisschen umständlich war. Frisch geboostert blickt man also auf die Website des Freisinger Hallen- und Kombibades "Fresch", weil man sich dunkel an so etwas wie Zugangsbeschränkungen und Zeitfenster erinnert. Das stimmt dann auch und was auch stimmt, ist, dass man sich Zeitfenster, die in den persönlichen Tagesablauf passen, nur sichern kann, indem man diese vorher mit einem Onlineticket bucht.

Ergeben macht man das, ist auch fix an der Stelle, wo es ans Bezahlen geht - und kommt nicht weiter. Zumindest nicht als Mensch von früher, der außer Bargeld und einer EC-Karte über kein anderes Zahlungsmittel verfügt, kein Online-Banking praktiziert und auch sonst keine irgendwie gearteten virtuellen Überweisungsformen. Das mag Oldschool sein, ist aber im Moment nun mal so und man wird das bestimmt auch ändern, irgendwann. Das interessiert den Online-Verkaufsschalter indes wenig.

"Geben Sie jetzt Ihre fünfstellige Pin für ihr Onlinebanking an", wird man aufgefordert. Hat man nicht. Man hat nur eine vierstelligen Pin für die EC-Karte, das funktioniert nicht. Man ruft also bei der Servicestelle seiner Bank an und verlangt jetzt, sofort, gleich eine fünfstellige Pin für das Online-Banking, weil man doch nur mal schnell schwimmen gehe wollte. Das dauere eine Woche, mindestens, heißt es, da müsse man schon persönlich vorbeikommen und Formulare ausfüllen und überhaupt... und ob man nicht auch gleich langfristig über die Anschaffung einer Kreditkarte nachdenken wolle. Nein?

Ein Anruf beim Fresch ergibt dann, dass man sich auch mit dem 16-stelligen Code seiner Hallenbad-Wertkarte online ein Ticket für den Badbesuch buchen könne. Diese Wertkarte könne man ebenfalls online buchen, mit seinem Zugang für das Online-Banking mit der fünfstelligen Pin-Nummer - die man nicht hat.

Also fährt man eben schnell beim Schwimmbad vorbei, besorgt sich dort eine Wertkarte mit einem 16-stelligen Code, um sich damit endlich ein Zeitfenster für den Schwimmbadbesuch am nächsten Abend buchen zu können. "Verkauf ich Ihnen gerne", sagt dort der nette Mann am Schalter und fügt dann noch hinzu: "Nächste Woche werden die Zeitfenster wieder abgeschafft, da können Sie auch so kommen." Ach ja. Die Wertkarte hat man sich dann trotzdem besorgt. Für die nächste Welle.

© SZ vom 28.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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