Mitten in Freising:Max macht's auch nicht besser

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Billiger wird die S-Bahn-Fahrt nach München zwar nicht, aber Maulwurf Max sorgt für gute Laune

Kolumne von Kerstin Vogel

Sechs Wochen lang sperrt die Bahn in den Sommerferien die Gleise zwischen Freising und Feldmoching und legt eine wichtige Verkehrsader für die Menschen in Freising lahm. Weil die angebotenen Alternativen den Fahrgast zwar genauso viel kosten - eine einfache Fahrt zum Marienplatz beispielsweise trotz der Umwege 8,70 Euro -, aber deutlich längere Fahrtzeiten bedeuten, wären die Bahnkunden im Landkreis nun auch echt sauer gewesen, hätte das Unternehmen nicht umgehend reagiert und - nein, keine Entschädigungen angekündigt, auch keine Ersatzbuslinie nach Garching. Viel besser, wirklich: Sie haben Max Maulwurf geschickt, eine Comicfigur, die im Namen der Bahn um Verständnis für Bauarbeiten wirbt, und für Freising gar Fleisch wurde: ein Mensch in einem Maulwurfskostüm, der am Dienstag über den Bahnhof tollte und sich mit Fahrgästen fotografieren ließ. Die hatten mutmaßlich leicht Zeit dafür, weil ja die S-Bahnen auch ganz ohne Bauarbeiten oft mal spät ..., aber lassen wir das.

Max Maulwurf also. Ein bisschen so etwas wie diese Sportmaskottchen. "Goleo" fällt einem da ein, dieser etwas zu groß geratenen Löwe im Fußballtrikot, der zwar ohne Hose auskommen musste, dafür aber zusammen mit einem sprechenden Fußball für das Gelingen des Sommermärchens 2006 bei der Fußball-Weltmeister ..., aber nein, auch dieses Thema lassen wir vielleicht lieber.

Dass sich die Bahn für den Maulwurf als Botschafter der Bauarbeiten entschieden hat, leuchtet jedenfalls ein, kennt man das Tier doch in erster Linie als unermüdlichen Arbeiter im Untergrund heimischer Gärten. Gut, er ist dort oft nicht so gern gesehen, zudem gilt der Maulwurf als nahezu blind, aber man kann nicht alles haben. Dafür ist er ausdrücklich per Gesetz geschützt, es ist also verboten, ihn auch nur zu stören, geschweige denn ihm Schlimmeres anzutun. Und er hat quasi ständig Hunger und macht sich durch eine "räuberische Lebensweise" bemerkbar, wie sich nachlesen lässt. 8,70 Euro für eine durch Bauarbeiten massiv behinderte Fahrt nach München? Yep. Räuberisch passt.

© SZ vom 18.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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