Wetterkapriolen im November? Man hat sich ja mittlerweile an einiges gewöhnt, aber dass der Biorhythmus noch einmal derart durcheinander gewirbelt wird, kam dann doch überraschend. Ein Blick in die verdatterten Gesichter auf dem Freisinger Marienplatz reicht. Dort wo sonst um diese Jahreszeit über Frostschutzmittel, Winterreifenwechsel und Lebkuchenvorräte debattiert wird, herrscht plötzlich sommerliche Espressolaune. So taumeln die Leute mehr über die Hauptpiazza, als dass sie gehen.
Wichtiger denn je wären deshalb öffentliche Sitzgelegenheiten, Bänke, Liegestühle. Sie könnten den Orientierungslosen die dringend notwendige Zeit zur Akklimatisierung geben. Man sucht sie nur vergebens. Freisings Stadtzentrum ist eine sitzplatzfreie Zone. Die Paletten für den Allerwertesten, aufgestellt vom Verein Aktive City und gedacht als Freiluftcouch für den Sommer? Gerade erst abgebaut, also genau jetzt, wo es ernst wurde. Die Sitztribüne um den Brunnen am Marienplatz? Nach dem Kulturfestival Zamma wieder in der Versenkung verschwunden. Und so bleibt Freisings Innenstadt, was sie seit langem ist: ein sitzplatzfeindlicher Ort.
So ist es auch vorgesehen, werden jene rufen, die noch nie viel mit der Sonne anfangen konnten. Der Marienplatz stehe schließlich unter Denkmalschutz, heißt es dann, und so soll es gefälligst auch bleiben. Ihnen, den Bedenkenträgern und Wohltemperierten, muss man in diesen Tagen das Handwerk legen. Freisings Innenstadt braucht mobile Sitzgelegenheiten. Eine andere Möglichkeit, durch diesen Sonnenmonat November zu kommen, gibt es nicht. Dass die Stadtoberen davon angetan sind, liegt auf der Hand. Man muss sie nur sanft an der Schulter packen und wachrütteln, wenn sie in diesen Tagen mit glänzenden Augen zur Arbeit schaukeln.