Neulich im Stadtbus irgendwo in Freising. Der Morgen ist grau und ungemütlich. Von oben kommt es nass und der Wind zerrt am Regenschirm. An der Bushaltestelle starren mehr oder minder missgelaunte Menschen alle in die selbe Richtung. Wann kommt er denn nun endlich, der Bus, damit man rauskommt aus der Novemberkälte? Da rauscht er an, die Tür geht auf, man freut sich - und blickt wiederum in ein überaus missgelauntes Busfahrergesicht, das Fragen der Einsteigenden mit einem unwilligen Grummeln beantwortet. "Herrje, Fahrgäste", scheint sich der Mann am Steuer zu denken. "Und gleich so viele, und alle wollen bei mir einsteigen, und Fahrkarten wollen sie auch noch kaufen ...." Fast hat man ein schlechtes Gewissen, dass man ihn stört. Aber ist das nicht eigentlich gut fürs Busgeschäft?
Später dann im Regionalzug in Richtung Landeshauptstadt. Der Morgen ist immer noch grau und ungemütlich, der Stimmung am Bahnsteig ist das auch nicht zuträglich. Im Abteil treffen die Zusteigenden auf Fahrgäste im Tiefschlaf von irgendwo aus Niederbayern, die nur unwillig zur Seite rücken, wenn man neben ihnen Platz nehmen will. Die Unglücklichen haben noch früher aufstehen müssen als man selbst, um den Zug zu erreichen. Da plötzlich geschieht etwas vollkommen Überraschendes. Es begegnet einem ein gut gelaunter Mensch! Der Schaffner.
Fröhlich plaudernd geht er durch die Reihen, reißt die selig Schlummernden aus ihren Träumen, er muss die Fahrkarten kontrollieren. Hilft ja nichts. Die nehmen ihm das aber gar nicht übel, blicken vielleicht ein wenig verwundert in das lächelnde Gesicht, das da plötzlich vor ihnen auftaucht und auf einmal ist der Morgen schon nicht mehr so grau.
In diesem Moment nimmt man sich vor, den griesgrämig-grummelnden Busfahrer von vorhin das nächste Mal mit dem sonnigsten Lächeln, das man zustande bringt, zu begrüßen. Vielleicht freut er sich dann auch über Fahrgäste.