Mitten in Freising:Kühne Träume

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Wie schön es doch wäre, wenn sich die Autostadt in eine Idylle für Radler verwandeln würde

Von Birgit Goormann-Prugger

Als der Kollege jüngst von der Bahn im Tunnel in Freising geträumt hat, da fanden wir das so schön, dass wir richtig ins Schwärmen geraten sind. In der Tat, was für eine herrliche Vorstellung. Und weil wir gerade beim Träumen sind, stellen wir uns jetzt vor, Freising wäre eine grüne Fahrradstadt und weitgehend verkehrsberuhigt. Das erträumen wir uns jetzt nicht nur für den abgegrenzten Bereich in der Freisinger Innenstadt, wie das bei der Neugestaltung des Zentrums vorgesehen ist. Nein, unsere Träume sind kühner. Da wächst sich die Idylle aus und greift weit über das Freisinger Zentrum hinaus.

Da gibt es in weiten Teilen Freisings nur noch Anwohnerstraßen, viel Grün, das an heißen Tagen Schatten spendet, viel gute Luft und sorglos spielende Kindern, weil die Anwohner langsam fahren. Und zwar alle. Vor allem aber gibt es Ruhe, eine Stille, die nur vom gelegentlichen Klingeln einer Fahrradglocke unterbrochen wird. Das wäre doch schön oder etwa nicht?

Wohnen an der jetzt viel befahrenen Kammergasse könnte so zur Idylle werden, wenn man inmitten dieser Rennbahn einfach Bäume pflanzen würde und die Mittelstreifen durch Grünzüge ersetzen könnte. Oder wie wäre es mit einer verkehrsberuhigten Wippenhauser Straße? Wie viele Elterntaxis würden jeden Morgen stehen bleiben, wenn man wüsste, dass der Spross gefahrlos mit dem Fahrrad die Schule erreichen könnte.

Viel Charme hat auch die Vorstellung von einem großen Kastanienbaum inmitten der Karlwirtkreuzung, mit Bänken für einen kleinen Schwatz mit dem Nachbarn. Gut, die Sattelzüge, die von der Autobahn kommen und eine Abkürzung über Freising nehmen, die kämen dann vermutlich nicht mehr um die Kurve, weil sie nicht mehr so weit ausholen könnten. Aber vielleicht hätte die Polizei dann ja auch nicht mehr so viel Ärger mit den Radfahrern, die auf dem Bürgersteig fahren und dort die Fußgänger erschrecken. Das machen sie jetzt nur, weil Freising nun mal keine Radlstadt ist, da kann man noch so viel stadtradeln.

Das Auto hat immer Vorfahrt und als Radfahrer hat man keine Lust, sich zum Beispiel auf der Saarstraße von einem 14-Tonner rammen zu lassen, der an einem vorbeidonnert. Und wenn man in Freising dann noch die dröhnenden Laubbläser und elektrischen Heckenscheren per Gesetz verbieten würde, dann wäre die Idylle perfekt. Träumen wird man ja noch dürfen.

© SZ vom 01.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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