Als der Dichter Carl Sandburg 1936 in seinem Gedichtband " The People, Yes" den Satz "Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin . . ." geschrieben hat, hatte er bestimmt nicht gedacht, wie vielseitig der Spruch verwendet werden würde. Richtig bekannt wurde er Anfang der Achtziger, als die Friedensbewegung gegen den Nato-Doppelbeschluss auf die Straße ging. Gegner der Friedensbewegung wiesen allerdings gerne darauf hin, dass das Zitat unvollständig sei. Im Original heiße es weiter: " . . . dann kommt der Krieg zu euch."
An den Spruch muss auch der Fachverband Biogas gedacht haben, als er zu einer bundesweiten Warnminute "5 vor 12" am Mittwoch, 25. Mai, aufgerufen hat. Um 11.55 Uhr soll "symbolisch" das Büro der Organisation in Freising schließen. Damit soll gegen den Gesetzesentwurf für das Erneuerbare-Energien-Gesetz 2016 protestiert werden, das angeblich "Stillstand und Abbau" bedeute anstelle einer sinnvollen Weiterentwicklung.
Die Schließung ist ein Schlag ins Gesicht der unzähligen Bürger, die sich an diesem Tag vorgenommen hatten, sich endlich über Biogas zu informieren und dafür bereit waren, ihre Mittagspause zu opfern. Jeder weiß doch, dass an der Angerbrunnenstraße in Freising die Hauptgeschäftsstelle ist. Dass dort laut Internetseite des Fachverbands 23 Mitarbeiter sitzen, die gerne über das Thema Energierecht und ähnliches reden - es aber 5 vor 12 nun nicht tun dürfen.
Der "Krieg" des Verbandes gegen die Bundesregierung ist damit irgendwie im Sinne von Carl Sandburg. Nur das mit der Fortführung des Satzes klappt nicht so recht, denn zu einem nach Hause kommen die Verbandsmitarbeiter nicht. Will man vielleicht doch hingehen, um sich den Protest live anzusehen, geht das jetzt auch nicht mehr. Man hätte sich bis zum Dienstag "formlos" per Telefon oder Mail anmelden müssen. Aber immerhin wurde der Mittwoch gewählt und nicht ein Freitag. Da wäre der bundesweite Protest wohl völlig untergegangen, da die meisten schon am Mittag geistig im Wochenende sind.