Mitten in Freising:Keine Rede von Streitkultur

Autofahrer und Radler sind sich oft nicht grün - und manchmal eskaliert die Lage

Kolumne von Birgit Goormann-Prugger

Irgendwie hat man den Eindruck, der Streit zwischen Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern ist so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst. Ganz bestimmt aber hat er am 12. Juni 1817 begonnen. Da fuhr ein gewisser Karl Drais erstmals auf einer Laufmaschine (Draisine) durch Mannheim. Die Laufmaschine gilt als die Urform des Fahrrads. Radfahrer, das weiß man ja, fahren alle wie die Irren, halten sich überhaupt nicht an Verkehrsregeln, sind nachts ohne Licht unterwegs und das mit Vorliebe auf den Fußgängerwegen. Die Autofahrer fahren auch alle wie die Irren, verpesten die Luft, parken immer auf Radwegen oder öffnen unvermittelt die Türen, um heranrasenden Radfahrern eine Falle zu stellen. Wann immer die Freisinger SZ das Thema Mobilität und Klimaschutz aufgreift, verbunden mit der These, Rad fahren statt SUV fahren in der Freisinger Innenstadt könnte eventuell hilfreich sein, eskaliert die Debatte in den sozialen Medien derart, dass man als Account-Betreiber mäßigend eingreifen muss.

Nun wissen wir nicht, ob es an diesem uralten Streit zwischen Radfahrern und Autofahrern liegt, dass die Besitzerin eines Lastenfahrrads kürzlich eine äußerst unappetitliche Erfahrung machen musste. Die Frau hatte ihr Gefährt wie jede Nacht in einer Tiefgarage eines Wohnkomplexes in Freising abgestellt. Als sie am nächsten Morgen zurückkam, musste sie feststellen, dass ein Reifen aufgestochen und die Regenabdeckung aufgeschnitten worden war. Außerdem - so steht es im Polizeibericht - wurde ein Kothaufen direkt hinter ihrem Fahrrad auf dem Boden platziert. Wir finden, das hat jetzt so gar nichts mit produktiver Streitkultur zu tun.

© SZ vom 29.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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