Mitten in Freising :Hartnäckige Glücksbringer

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In Freising soll man bitteschön nachhaltig Hochzeit feiern und nicht die Umwelt verschmutzen

Kolumne von Birgit Goormann-Prugger

Sie glitzern so hübsch im Licht der Straßenlaterne, kleine Herzen aus Aluminiumfolie vor dem Freisinger Standesamt. Rotschimmernder Beweis für Liebesglück, das dort auch amtlich besiegelt wurde. Eine schöne Sache ist das ja eigentlich, allerdings hat sie einen Haken. Die herzigen Glücksbringer, die dem frisch verheirateten Ehepaar zu Füßen gestreut werden, sie verrotten nämlich nicht, was der Umwelt nicht gut tut. Stattdessen sind sie überaus langlebig, vermutlich halten sie sogar länger als so manche Ehe, die im Freisinger Standesamt geschlossen wurde. Darum sind sie ein Ärgernis und so auch am Dienstag unter dem Punkt "Anfragen" zum Thema im Freisinger Kulturausschuss geworden. Außerdem weht sie der Wind wie Herbstlaub in angrenzende Gärten, wo man von dem Liebesglück rein gar nichts wissen will.

Monika Riesch (Freisinger Mitte) informierte das Gremium über Beschwerden der Bürger in Sachen Alu-Herzchen und hatte eigens ein Beweisstück zur Ansicht mitgebracht. Susanne Günther (Grüne) setzte noch eins drauf und teilte mit, sie habe in dieser Angelegenheit bereits einen schriftlichen Antrag formuliert.

Dem zuständigen Referatsleiter Karl-Heinz Wimmer, in Freising auch zuständig für Sicherheit und Ordnung, war dieses Problem durchaus bekannt, er bat indes darum, mit frisch verliebten Brautleuten keine Diskussionen über rote Alu-Herzchen führen zu müssen. Die Heiratswilligen werden im Freisinger Standesamt nun aber schon bei der Anmeldung mit einem entsprechenden Formblatt darüber informiert, dass das Verstreuen von Herzchen und anderen Materialien, die sich nicht in den Kreislauf der Natur von Werden und Vergehen einordnen, nicht erwünscht sei. Getrocknete Rosenblätter empfahl der Ausschuss als Alternative. Wem das jetzt zu klischeehaft erscheint, der kann Seifenblasen nehmen. Die heißen in diesem Fall "Wedding Bubbles" und es gibt sie in kleinen Röhrchen, aus denen man sie in Herzform in die Luft pusten kann.

Das macht sich auch recht hübsch und ist vor allem schnell wieder weg. Fast genauso schnell wie das frische Liebesglück, wenn der Ehealltag eingekehrt ist und Er seine Socken überall herumliegen lässt, während Sie die Spülmaschine, immer falsch, weil nicht platzsparend, einräumt . . .

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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