Mitten in Freising:Gar nicht nett

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Blitzen am Sonntag - Abzocke oder Notwendigkeit?

Von Birgit Goormann-Prugger

Regeln sind nur etwas für Schwache, das ist hinlänglich bekannt. Und wer seinem Leben etwas erfrischend Anarchisches geben will, der wagt auch ab und an einen kleinen Regelverstoß. Man kann zum Beispiel einfach mal bei Rot über die Ampel gehen, sonntags etwa, wenn nicht so viel los ist auf den Straßen und keine kleinen Kinder zu sehen sind. Oder man kann in den Flaschencontainer für Grünglas ganz frech auch mal Weißglas werfen, nur ein kleines Glas natürlich, einfach, weil man sich dann freier fühlt. Ein bisschen schneller fahren als erlaubt, auch das tut dem Freigeist gut, allerdings nicht seinem Geldbeutel. Die Einhaltung der Geschwindigkeit wird nämlich überwacht, auch im Freisinger Stadtgebiet und dem freiheitsliebenden Autofahrer wird nicht vorher gesagt, wo der Blitzer der kommunalen Geschwindigkeitsüberwachung steht - sehr zum Verdruss von Eckhardt Kaiser, der für die Linken im Freisinger Stadtrat sitzt und der bekannt ist für sein anarchisches Wesen, ganz einfach weil er öfter mal dagegen ist und eher für den zivilen Ungehorsam.

Abzocke sei das doch, schimpfte er bei der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses unter dem Punkt Anfragen, wenn man den arglosen Freisinger Autofahrer - noch dazu an einem Sonntag - völlig ahnungslos in eine Geschwindigkeitskontrolle rasen lasse. Da hätte man doch netterweise vorher Bescheid sagen können, wo der Blitzer steht. Da würden dann schon alle langsamer fahren, zumindest an dieser Stelle. Damit könnte er Recht haben.

Nun ist allerdings davon auszugehen, dass der gewarnte Autofahrer nach Durchfahren der Blitzerzone zwei Straßen weiter wieder Gas gibt und so - auch an einem Sonntag - mit seinem Wagen in den Straßen im Freisinger Stadtgebiet ordentlich Lärm macht und die Luft mit Abgasen verpestet. Darum konnte Stadtrat Kaiser mit seinem Vorschlag, wie man die städtische Verkehrsüberwachung doch ein wenig bürgerfreundlicher gestalten könnte, auch nicht durchdringen.

© SZ vom 22.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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