Zehn Tage Volksfest in Freising. Eine ganze Stadt feiert sich selbst. Man trifft sich mit Freunden im Festzelt, so ganz spontan. Halt, das war früher. Denn die Spontaneität, die ist beim Freisinger Volksfest in diesem Jahr doch so ein bisschen auf der Strecke geblieben. Wer in diesem Jahr der Freisinger Wiesn ganz kurzfristig einen Besuch abgestattet hat, dem konnte es schon mal passieren, dass er auch nach mehreren Runden durchs Festzelt keinen Platz gefunden hat, weil alles bereits reserviert war. Das Volk muss reservieren, für sein eigenes Fest?
Schön ist das nicht und schon gar nicht gemütlich. So richtig ungemütlich wird der Volksfestbesucher aber, wenn er dann nach einer gefühlten Stunde und vielen bettelnden Anfragen an Tischen, wo die einen "gerade beim Rauchen" waren oder "später noch kommen" doch noch ein Eckchen für sich gefunden hat und dann weitere zwei gefühlte Stunden auf sein Hendl warten muss. Da knurrt der Magen so laut, dass man schon versucht ist, die Geflügelknochenreste auf dem Teller vom Nachbarn am Nebentisch abzunagen. Und wenn dann sogar am Sonntag um 19.30 Uhr, zur allgemein üblichen Essenszeit, fast alles aus ist, was auf der Speisekarte angepriesen wird, dann wird der Freisinger aber so richtig grantig. Dann hat sich das mit dem Prosit auf die Gemütlichkeit und der fröhlichen Geselligkeit.
"Sympathisch überschaubar, entspannt": Mit solchen Begriffen wird für das Freisinger Volksfest geworben - auch außerhalb des Landkreises. Die Massen sollen strömen, von überall her, kein Tisch soll leer bleiben und jedes Jahr aufs Neue muss der Rekord beim Bierausstoß gebrochen werden. Der grantelnde Freisinger denkt sich unterdessen: "Früher, da war doch irgendwie alles viel schöner beim Volksfest." Womöglich hat er sogar recht.