Mitten in Freising:Flexibel muss man sein

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In diesem Sommer hat man es mit der Terminplanung nicht leicht . . .

Von Petra Schnirch

Mit Terminen ist das in diesem Sommer so eine Sache. Wer draußen feiern will, wie es in anderen Jahren immer mal wieder möglich ist, muss damit rechnen, dass er mit Zelt und Biertisch davongeschwemmt wird, wenn wieder eine Gewitterfront durchs Land zieht. Viele sagen ihr Fest deshalb schweren Herzens ab, wie die Moosburger Sommernacht oder das Lerchenfelder Stadtteilfest. Selbst der Ersatztermin fiel hier ins Wasser.

Jeden zweiten Sommer gilt es, weitere Klippen zu umschiffen - und nicht jeder beweist bei der Planung genug Umsicht, um Kollisionen zu verhindern. Denn Veranstaltungen an EM- oder WM-Spieltagen sind beim Publikum nicht sonderlich populär, vor allem wenn die deutsche Mannschaft auf dem Platz steht - und sie tut das in einem solchen Turnier meistens ziemlich lange.

Nun haben Stadt- und Gemeinderäte nicht wirklich die Wahl, ob sie an einer Sitzung teilnehmen wollen oder nicht. Die Mitglieder des Moosburger Finanzausschusses müssen an diesem Donnerstag also darauf vertrauen, dass auch die Bürgermeisterin gerne Fußball schaut, selbst wenn sie bisher nicht mit schwarz-rot-goldenen Streifen im Gesicht im Rathaus erschienen ist. Eine straffe Sitzungsführung sei ihr allemal ans Herz gelegt, will sie nicht riskieren, lauter fahrig hin- und her rutschende Fans von "La Mannschaft", vor sich zu haben, wenn um 21 Uhr das Halbfinale Deutschland-Frankreich angepfiffen wird. Moderatorin Mo Asumang wiederum muss bei ihrer Lesung in Neufahrn hoffen, dass einige der Fußballhölle zu Hause entfliehen wollen - vielleicht auch, weil das Nervenkostüm nach der Partie gegen Italien noch nicht stabil genug für einen weiteren solchen Abend ist.

Andere wiederum machen die schlechte Terminierung durch Flexibilität wett. Die Solarfreunde in Moosburg verlegen den Beginn eines Vortrags kurzerhand vor. An der Hans-Eisenmann-Akademie in Weihenstephan findet der gemeinsame "Umtrunk", in der Regel letzter Tagesordnungspunkt, schon vor einem Fachreferat über das Immunsystem statt. Hoffentlich setzt das Gläschen Sekt der Konzentration der Zuhörer nicht allzu sehr zu. Immerhin bleibt danach genügend Zeit, um zum heimischen Bildschirm oder zum Public Viewing zu eilen. In jedem Fall zeigen die Agrarwissenschaftler mehr Toleranz gegenüber anderen Disziplinen, in diesem Fall dem Sport, als die Ernährungsmediziner: Die feiern am gleichen Tag zehnjähriges Bestehen des Else-Kröner-Fresenius-Zentrums. Der Imbiss folgt hier nach dem Festakt. Vielleicht legen die Veranstalter ja Tüten neben das Büfett, damit die Gäste mit dem Proviant schnell aufbrechen können.

© SZ vom 05.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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