Mitten in Freising:Feuer unterm Hintern

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In der Domstadt wird viel gegrillt. Neuerdings auch der Weihbischof

Kolumne von Kerstin Vogel

Zwei Sachen. Erstens hat der zuletzt konsultierte medizinische Berater in Sachen Gesundheit und langes Leben - der Arzt halt - am Ende des Gesprächs etwas gemurmelt, was einer Anweisung zum Verzicht auf zu viel Fleisch gerade jetzt in der Grillsaison verdächtig nahe kam. Gemüse sei besser und überhaupt: lieber mal dünsten.

Zum anderen ist die Stadt Freising alljährlich Austragungsort einer veritablen Grillmeisterschaft, sie ist jung und sie ist katholisch, weshalb man sich vermutlich nicht wundern muss, dass die kirchliche Jugend in Gestalt des BDKJ jetzt zu einer Diskussions-Veranstaltung einlädt, die den schönen Titel "Grill den Weihbischof" trägt. Das gerät auch insofern nicht in Konflikt mit den Ernährungsvorstellungen des Arztes, als natürlich niemand ernsthaft in Erwägung ziehen würde, den davon betroffenen Freisinger Würdenträger Bernhard Haßlberger wirklich über einem wie auch immer gearteten Feuer zu rösten. Die alternative, weil auf einen schonenderen Vorgang verweisende Formulierung "Dünste den Bischof" wiederum würde sich auf einer Einladung schlicht ein wenig seltsam ausnehmen.

Verwendet wird die Aufforderung, den Bischof zu "grillen", also lediglich im umgangssprachlich übertragenen Sinne von "jemanden ausfragen, befragen, verhören, vernehmen oder zur Rede stellen". So jedenfalls sagt es dieses Internet und das weiß bekanntlich alles, zum Beispiel auch, dass man - anders als oft überliefert - kein Bier über das Grillgut schütten sollte, dieses dafür gerne vorher einölen darf, dass man auch indirekt grillen kann und dass man kalte Kohle mit einem starken Heißluftföhn in wenigen Minuten zum Glühen bringt.

Nun ist heiße Luft bei einer Diskussionsveranstaltung definitiv ebenso wenig erwünscht wie beispielsweise Dampfgare . . . ähh . . . Dampfplauderei und so wird es am Ende eben doch nur darum gehen, dem Weihbischof vielleicht bei dem einen oder anderen Thema der Jugendlichen - natürlich rein umgangssprachlich - ein wenig "Feuer unter dem Hintern zu machen" . . .

© SZ vom 18.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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