Mitten in Freising:Eine fast geniale Lösung

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Wie ein Vorhang gegen Geschmacksverirrungen helfen kann

Von Johann Kirchberger

Wie so oft geht es um das äußere Erscheinungsbild. In den Arenen der Welt sind es die Frisuren und Tätowierungen der Fußballer, die für Beifall oder Pfiffe sorgen, entlang der Straßen einer Stadt sind es die Hausfassaden. Über deren Gestaltung wacht in Freising ein Gestaltungsbeirat. Ein Gremium ausgewählter Fachleute aus den Bereichen Architektur, Städtebau und Landschaftsplanung, die über eine Professur an einer Universität oder Fachhochschule verfügen. Sie sollen Geschmacksverirrungen - wie auf Fußballplätzen - verhindern helfen. Trifft nun ein junger Architekt mit seinen Planungsvorschlägen auf seine ehemaligen Lehrmeister, ist Widerspruch kaum zu erwarten. Dem Laien dagegen erschließt sich nicht immer auf Anhieb, warum nun dem einen Entwurf die rote Karte gezeigt, ein anderer dagegen gelobt wird. Die neu vorgelegte Fassadengestaltung für das Kino an den Schlüterhallen zum Beispiel verfügt nach Ansicht der Fachjuroren über keine vertikale sondern eine horizontale Struktur, sei zu stark bewegt, sei aufgebrezelt. Anders die ursprüngliche schon fünf Jahre alte Planung, die sei konsensfähig, hieß es. Aha, wir verstehen. Bei näherer Betrachtung wird das schon klar. Der neue Entwurf ist wirklich hässlich, sieht ja jeder.

Hässlich war von Anfang an die Planung der Transgourmet-Halle im Gewerbegebiet Clemensänger. Die große Baumasse sei nicht strukturiert gewesen, sagen die Experten. Das haben die Anwohner der Carl-Orff-Siedlung wohl gleich erkannt und deswegen ein Bürgerbegehren angezettelt. Aber nun ist eine fast schon geniale Lösung gefunden, die den Klotz verschwinden lässt und den Gestaltern gefällt. Über die Riesenmonsterhalle wird ein aus Metallwellen gebogenes Gitter gelegt, das wie ein Vorhang nach unten raus schwingt und sich in weiß oder silberfarben gegen den Himmel auflöst. Hört sich das nicht gut an? Da wird der Widerstand bestimmt schnell in sich zusammenbrechen. Vielleicht könnte man ja über den Erweiterungsbau an den Schlüterhallen einen ähnlichen Vorhang stülpen, vielleicht sogar zum Auf- und Zuziehen. Würde ja auch bestens zu einem Kino passen. Die Saller GmbH proudly presents . . .

© SZ vom 13.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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