Mitten in Freising:Eignung wird auch oft überbewertet

Es ist verständlich, wenn beim Ehrenamt mal nicht so viel Engagement da ist

Kolumne von Alexander Kappen

In Vereinen und anderen Organisationen mit ehrenamtlichen Strukturen ist man um jeden Funktionär froh. Ist ja nicht so, dass die Freiwilligen Schlange stehen und sich um die Posten schlagen. Wenn also einer so ein Amt übernimmt, dann muss er nicht zwingend ein Profi auf dem Gebiet sein. Hey, man macht das schließlich in seiner Freizeit so nebenbei. Fehler werden da verziehen, und als Funktionsträger ehrenhalber kann man ruhig mal zugeben, wenn man zu dem Posten, den man verantwortet, vielleicht nicht so den hundertprozentigen Bezug hat.

So wie der junge Mann, der uns dieser Tage von einem Kommilitonen als Pressesprecher einer Freisinger Studentenverbindung genannt wurde. Der junge Mann antwortete auf eine Anfrage sehr höflich, dass er nicht mit der Presse spreche, weil er da schlechte Erfahrungen gemacht habe. Es ist anzunehmen, dass der Pressesprecher (was bedeutet dieses Wort gleich noch mal?) mit dieser Strategie seinen Posten noch sehr lange bekleiden kann und nicht allzu schnell amtsmüde oder wegen akuter Arbeitsüberlastung verschlissen ist.

Womöglich kann diese Herangehensweise ja so manchem Verein als Blaupause dienen, der Mühe hat, den einen oder anderen Posten zu besetzen. Wenn man potenzielle Kandidaten anspricht, ergeben sich dadurch ganz neue Argumentationsmöglichkeiten: "Du, Sepp, magst nicht bei uns im Fußballverein den Greenkeeper machen? Keine Sorge, du musst auch nicht Rasen mähen. Sagst halt einfach, du hast da in der Vergangenheit schon schlechte Erfahrungen gemacht."

© SZ vom 15.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: