Mitten in Freising:Durchatmen und pilgern

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Wie der Advent doch noch besinnlich werden kann

Von Birgit Goormann-Prugger

Jetzt endlich hat man die Entschuldigung dafür, dass man seinen Lieben an Heilig Abend einfach mal nichts schenkt. Nicht die Socken für den Schwager Hugo, nicht das Kölnisch Wasser für die Tante Erna und auch nicht den Eierlikör für Oma Hildegard. Die Devise lautet: "Pilgern statt shoppen." Und das haben wir uns jetzt nicht ausgedacht. Die Rechte an der Idee hat in diesem Fall das Katholische Kreisbildungswerk. Das bietet nämlich exakt eine Veranstaltung dieser Art am kommenden Samstag an. Bei Wind und Wetter soll man Hektik und Stress der Vorweihnachtszeit vergessen und Kraft schöpfen, um über den tieferen Sinn des Advents nachzudenken und die Bedeutung für das eigene Leben.

Gut, das Kreisbildungswerk spricht hier nur von einem Moment des Innehaltens und nicht vom radikalen Konsumverzicht. Dennoch inspiriert einen diese Idee auch für andere Misslichkeiten des Lebens. Dem jungen Mann beispielsweise, der Sonntag nach einem Streit mit seiner Freundin am Freisinger Bahnhof wahllos auf geparkte Fahrzeuge eingeschlagen hat, bis die Polizei kommen musste, dem möchte man ähnliches empfehlen. Er muss ja nicht gleich pilgern. Aber wie wäre es stattdessen mit dem Leitspruch "durchatmen statt ausrasten"? Das kann einem einigen Ärger ersparen - und die Freundin erhalten.

"Entspannen statt wütend hupen" sollten überdies zurzeit auch die vielen gestressten Autofahrer im Stau und auf Parkplatzsuche in Freising, weil nämlich momentan alle "shoppen statt pilgern". Das bringt einen auf die Idee, dass man ja zumindest pilgernd, also zu Fuß, zum Shoppen gehen könnte. Dann gäbe es auch ausreichend Parkplätze, keiner müsste mehr wütend hupen und es wäre überhaupt alles viel besinnlicher. Aber das führt jetzt echt zu weit ...

© SZ vom 13.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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