Mitten in Freising:Dolce Vita für den Allerwertesten

Wie es in einer Freisinger Eisdiele zum Showdown kommt

Von Alexander Kappen

Ein heißer Sommertag in einer italienischen Eisdiele in Freising. Ein Gast steigt vom Untergeschoss die Treppe ins Lokal hinauf und geht aufgewühlt auf das Personal zu. Es scheint ernst zu sein, es wird nach dem Geschäftsführer verlangt. Der ist nicht im Haus, lassen die Mitarbeiter wissen. Sie sind merklich irritiert. Aber es gibt kein Entkommen. Es sieht so aus, als müssten sie die Sache selbst klären. Der Gast zieht ein Stück Papier hervor. Wäre man nicht davon überzeugt, dass das Internetzeitalter auch in der Unterwelt längst angekommen ist und Schutzgeldverträge heutzutage so selbstverständlich wie Steuererklärungen und Schuhbestellungen online ausgefüllt werden, könnte man auf düstere Gedanken kommen. Aber das hier ist nicht "Der Pate" oder "Good Fellas" - es ist ernster.

Der Gast, es ist eine ältere Frau, hält ein Stück Toilettenpapier in die Höhe und fragt eindringlich: "Wo haben Sie das gekauft? Wo haben Sie das gekauft?" Die Mitarbeiter, beinahe eingeschüchtert, zucken mit den Schultern. Sie haben keine Ahnung und vermuten: "Vielleicht irgendwo bestellt." Mehr wissen sie nicht. Der Frau kann die Antwort kaum gefallen. Dolce Vita für den Allerwertesten, das ist nun bittere Gewissheit, wird es für sie auch weiterhin nur in dieser einen Eisdiele geben. Denn, so sagt sie: "In ganz Freising gibt es nirgends ein so gutes Toilettenpapier wie hier."

© SZ vom 13.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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