Mitten in Freising:Der Traum von der Radlstadt

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Wer in der Stadt mit dem Rad unterwegs ist, lebt zum Teil sehr gefährlich

Von Johann Kirchberger

Ist schon eine tolle Aktion, dieses Stadtradeln. Allein 30 Freisinger sind am vergangenen Sonntag zusammen mit ihrem Bürgermeister vom Marienplatz nach Neufahrn aufgebrochen, um für ein besseres Klima zu radeln. Und weil auch von anderen Orten aus in Richtung Neufahrn gestrampelt wurde, konnte der Landrat dort etwa 100 Radler begrüßen, über die Verbesserung und den Ausbau der Radwege schwadronieren und betonen, wie wichtig es doch sei, diesbezüglich Signale und Zeichen zu setzen. Und der ADFC-Sprecher assistierte ihm und gab als Ziel aus, Alltagswege mit dem Fahrrad und nicht mit dem Auto zurückzulegen. Gut gebrüllt Löwe. Was aber ist, wenn ein solcher Alltagsweg für Radler lebensgefährlich ist? Fährt man dann nicht doch besser mit dem Auto?

Wer sich mit dem Fahrrad von Lerchenfeld aus über den Südring und die Schlüterbrücke in Richtung Schlüterhallen oder zum Seilerbrückl aufmacht, der geht ein großes Wagnis ein. Es gibt entlang der viel befahrenen Straße keinen Radweg, ja nicht einmal einen Gehweg, auf dem man radeln könnte. Seit 50 Jahren nicht. Auch nicht auf der alten B 11. Die wenigen Radler, die dort trotzdem todesmutig unterwegs sind, müssen auf die Aufmerksamkeit der Autofahrer hoffen, bei Tag und vor allem bei Nacht. Dennoch tut sich nichts. Ein Skandal erster Ordnung.

Die Stadt weiß, dass sich die Situation verschärft, wenn demnächst auf dem Schlüterareal ein Kino eröffnet, weil dann auch Kinder unterwegs sein werden. Sie will einen Isarsteg bauen, irgendwann. Bisher gibt es keine konkreten Pläne, nur Absichtserklärungen. Die Alternative für die Kino-Radler wäre die Anfahrt vom Bahnhof aus. Entlang der Münchner Straße gibt es zwar auch keinen Radweg, aber wenigstens einen schmalen Gehweg. Pläne, etwas daran zu ändern? Gibt es nicht. Dafür wird davon geträumt, als Radlstadt anerkannt zu werden. Die staatliche Kommission, die den Freisinger Antrag prüft, müsste schon mit drei Punkten auf gelben Binden unterwegs sein, sollte das klappen.

© SZ vom 22.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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