Mitten in Freising:Dann lieber Internet

Lesezeit: 1 min

Wenn selbst der Fachhandel empfiehlt, ein Ersatzteil im Netz zu bestellen . . .

Von Kerstin Vogel

Neulich in einem Freisinger Autohaus: Weil vom Wagen seiner Frau die obere Bremsleuchte abgefallen war, galt es für den Ehemann, etwas zu unternehmen. Schließlich ist er für Reparaturarbeiten solcher (und anderer) Art zuständig - eine in vielen Haushalten gängige Arbeitsteilung zugunsten rein linksdaumiger Ehefrauen. Weil nun besagte Gattin sehr oft etwas von "nicht immer Internet, lieber Unterstützung des örtlichen Einzelhandels" murmelt und der Ehemann ein braver ist, sucht er in Sachen Bremslicht den Fachhändler seines Vertrauens auf, um das Ersatzteil zu erstehen. Da es sich um eine große deutsche Automarke und ein mehr als gängiges Fahrzeugmodell handelt, erwartet der Mann keine Schwierigkeiten - doch wie das mit Vorhersagen, Erwartungen und Prognosen dieser Tage gerne mal so ist: Es kann auch anders kommen.

Der mit der Problemlage (Kunde will Ersatzteil kaufen) konfrontierte Verkäufer jedenfalls nimmt die als Anschauungsmaterial mitgebrachte Leuchte an sich und verschwindet damit durch eine Hintertür mutmaßlich in ein Lager, möglicherweise auch woanders hin, es dauert jedenfalls fast eine Viertelstunde, bis er mit der Erkenntnis wieder auftaucht, dass man nun erst einmal den Fahrzeugschein brauche.

Den Hinweis, dass die Ehefrau Kundin des Autohauses sei, ihr Wagen also samt aller Daten im Computer des Betriebes erfasst sein dürfte, quittiert der Verkäufer mit der Belehrung, dass man da nach Namen nicht suchen könne, sondern schon das Kennzeichen brauche. Zum Glück kann der Ehemann dieses aus dem Stand auswendig aufsagen, alsbald taucht also nicht nur der Name seiner Frau auf dem Bildschirm auf. Es lassen sich auch die Teilenummer und der Preis der benötigten Leuchte feststellen - begleitet allerdings von der Erkenntnis, dass man dieses Teil bei einem Auto dieses Baujahrs nicht mehr da habe. Nun ist der Wagen andererseits weit vom Status eines Oldtimers entfernt, weshalb der Ehemann auf Hilfe beharrt und den Verkäufer damit in eine hoch interessante Telefonoffensive treibt: Er wählt drei Mal eine Nummer - und drei Mal geht am anderen Ende niemand ans Telefon.

Das Ende? Der Verkäufer fragt den Kunden, ob er es denn schon im Internet versucht habe. Hatte er nicht, hat er inzwischen aber schon. Ergebnis: Das gesuchte Ersatzteil ist für alle fraglichen Fahrzeugmodelle der vergangenen Baujahre dasselbe und per Expressbestellung noch am selben Tag da. Zum halben Preis.

© SZ vom 10.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: