Mitten in Freising:Ausfahrt im GTI-Konvoi

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Partner aus Maria Wörth kennen die heimliche Leidenschaft der Stadträte

Von Kerstin Vogel

Die "Fantastischen Vier", DJ Ötzi und Peter Maffay haben schon dort gespielt und nun also hat die Gemeinde Maria Wörth die Freisinger Stadtkapelle eingeladen - zum großen GTI-Treffen im Mai am Wörthersee. Und der Stadtrat darf auch mitkommen, weil Freising seit vielen Jahren eine Partnerstadt von Maria Wörth ist - und weil es bei mehr als 100 000 Besuchern während der viertägigen Veranstaltung wahrscheinlich auch schon nicht mehr darauf ankommt.

Ein GTI ist so etwas wie ein Manta, nur in schön und ohne Fuchsschwanz an der Antenne - oder war das umgekehrt? Egal, auf jeden Fall nicht einfach ein Auto, mit dem Zweck von A nach B zu gelangen, sondern ein gehegtes und gepflegtes Heiligtum, mit viel PS, doppelten Auspuffrohren und wenig Bodenfreiheit. Oder "gepimpt", wie das kindisch anmutende Wort der Fachsprache heißt, aufgemöbelt würde man auf deutsch wohl sagen - und irgendwie könnte man sich das schon vorstellen, wie sich der Freisinger Stadtrat in einem GTI-Konvoi aufmacht, in Richtung Maria Wörth.

Ganz vorne: der Oberbürgermeister in einem goldenen Modell, mit Bischof Otto als Kühlerfigur und der Amtskette, die lässig vom Spiegel baumelt. Dahinter käme seine FSM-Fraktion, in blau lackierten Karren, stark tiefer gelegt, weil man die Bodenhaftung keinesfalls verlieren will. Die Grünen würden in zwei E-Modellen fahren, damit jeder Fraktionssprecher das Steuer in den Hand halten kann. Die ÖDP hätte den ersten per Pedalkraft angetriebenen GTI, die lautesten Boxen hätte das nachtschwarze Gefährt der Freisinger CSU, dem es dafür ein wenig an PS mangeln würde . . .

Die SPD würde vermutlich eher nicht mitfahren, weil sie findet, dass man sich besser um bezahlbaren Wohnraum kümmern sollte. Ebenfalls nicht dabei: die FDP (welche FDP?) und die Linken, die aus Protest in die andere Richtung aufbrechen würden. Ganz vorne im Konvoi dagegen die Freien Wähler, die sich im Auto ihres Verkehrsreferenten als Einzige an die Verkehrsregeln halten würden, schließlich ist der Mann Polizist.

Und die Stadtkapelle? Übt Songs wie "Live is a highway", "Mercedes Benz" und "I'm in love with my car". Nur nicht: "Highway to hell".

© SZ vom 23.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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