Mitten in Freising:Anstrengende Zeiten

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Warum es manchmal gar nicht so leicht ist, ein Politiker zu sein. Oder ein Narr

Von Johann Kirchberger

Politiker zu sein, ist manchmal schon ganz schön anstrengend. Da musste sich das CSU-Traumpaar Erich Irlstorfer und Florian Herrmann kürzlich in Berlin zusammen mit dem neuen Bundespräsidenten fotografieren lassen und ein Siegeslächeln aufsetzen, obwohl Frank-Walter Steinmeier doch einer von der SPD ist. Aber dabei blieb es nicht, auch Bundeskanzlerin Angela Merkel drängte sich zwischen die beiden Freisinger, die notgedrungen gute Miene zum bösen Spiel machten, obwohl die Kanzlerin partout nicht Obergrenze sagen will.

Und dann auch noch der Fasching. Der verlangt Irlstorfer und Herrmann alles ab. Am Sonntag Weißwurstessen im Löwenwirt, am Montag Faschingskrapfen verteilen vor dem Klinikum, danach den Schäfflern zuschauen und in der Metzgerei Keller Brotzeit machen, dazwischen auch noch an einigen Faschingszügen teilnehmen. Selbst am Aschermittwoch war noch nicht alles vorbei. Vormittags den Worten des großen Vorsitzenden in Passau lauschen und am Abend zum Fischessen nach Eching fahren. Zu allem Überfluss beginnt nun auch noch die Starkbierzeit und da wird der Erich Irlstorfer bestimmt wieder als Bruder Barnabas sich und das Parteivolk auf den Arm nehmen müssen. Ja, Tradition und Brauchtum müssen eben gepflegt werden. So ein Politiker hat es wahrlich nicht leicht.

Interessant ist das schon. An den kirchlichen Feiertagen haben die Menschen frei, um an den Gottesdiensten teilnehmen zu können. Das tun aber die Wenigsten. Der Faschingsdienstag ist eigentlich gar kein Feiertag, trotzdem wird an diesem Tag kaum irgendwo gearbeitet. Schließlich muss den Menschen Gelegenheit gegeben werden, sich in den Faschingstrubel zu stürzen und die Sau herauszulassen. Die Stadt Freising hat deshalb auch heuer wieder ihr Möglichstes getan, auf dem Marienplatz Musik vom Band abgespielt, eine Bühne und einen Getränkestand aufgebaut, Narrhallesen aus der näheren und weiteren Umgebung angeheuert und gute Stimmung angeordnet. Doch Ober-Cowboy Tobias Eschenbacher wurde dafür zwar mit Orden dekoriert, von seinen Fans aber schmählich im Stich gelassen. Teilweise sollen mehr Gardistinnen auf der Bühne gewesen sein als närrisches Volk davor. Zum Glück konnte allerdings rasch ein Sündenbock für das Desinteresse der Freisinger ausfindig gemacht werden. Das schlechte Wetter war es angeblich, das die gute Stimmung versaut hat.

Da ist das in Moosburg schon anders. Drei Tage lang war man in der ausverkauften Stadthalle so richtig damisch, der Stadtrat war am Montag bei einer Sondersitzung zumindest maskiert und gab sich ausgesprochen närrisch und am Dienstag drängten sich die Menschen auf den Straßen, um den Faschingszug zu sehen oder die Schäffler - oder beides. Es wurde getanzt, gesungen, Guatl geworfen und unentwegt Helau gerufen. Das Wetter war auch dort schlecht. Aber das stört in Moosburg nicht. Es muss an den Genen liegen.

© SZ vom 03.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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