Mitten im Landkreis:Wenn Oma mit Schnecken wirft

Oder: Der wahre Grund für den Umzug des Nachbarn

Von Maximilian Gerl

Im Sommer kommen die Schnecken. Sagt jedenfalls Oma. Sie muss es wissen: Jeden Abend kämpft sie gegen die schleimigen Viecher. Dann geht sie durch den Garten und sammelt sie ein, bevor sie sich über die armen Pflanzen hermachen können. Doch die Schnecken sind viele. Zu viele. Oma wird ihrer einfach nicht Herr.

Dabei hat Oma zahlreiche Methoden der Schneckenbeseitigung entwickelt. Denn wer sie fragt, was sie mit all den Schnecken macht, dem erzählt sie immer etwas Anderes. Zum Beispiel, dass sie Schnecken so gern mag, dass sie sich aus ihnen was zu essen macht. Beim nächsten Mal landen die Tierchen in einem Topf voll Salz und verenden qualvoll. Oder Oma schnitzt sich einen Stock zurecht und spießt sie auf. Manchmal schmeißt Oma die Schnecken auch einfach zum Nachbarn hinüber. Neulich habe sie ihn sogar fast erwischt, sagt Oma. Irgendwie sei die Schnecke noch knapp an seinem Schädel vorbeigesegelt.

Doch egal, welche Methode Oma versucht: Die Schnecken lassen sich nicht abschrecken. Sie bleiben. Nur der Nachbar nicht. Der zieht jetzt aus, irgendwohin in den Norden des Landkreises aufs Land, angeblich, weil dort die Miete niedriger ist als in Freising. Schnecken gibt es da zwar auch. Aber wenigstens keine, die gefährlich tief über den Gartenzaun fliegen.

© SZ vom 21.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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