Mitten im Landkreis:Tage voller Seltsamkeiten

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Eigentlich muss man nur die Augen aufmachen - auch in Freising und Umgebung passiert viel Merkwürdiges

Eine Kolumne von Eva Zimmerhof

Da treffen sich zwei Männer hinterm Bahnhof an einem Auto. Der eine zückt eine Plastiktüte, voll Wasser, oben zugeknotet. Wasserdealer auf Freisings Park-and-Ride-Platz? Falls sich in der Tüte noch irgendwo ein Fischlein versteckt, ergibt das Ganze noch Sinn. Wo ist der Fisch? Manchmal ist die Welt irgendwie schräg. Gibt es diese Tage voller Seltsamkeiten wirklich - oder sind bloß gelegentlich die Sinne so sehr geschärft, dass man haufenweise Merkwürdigkeiten entdecken und sie sammeln kann wie Kostbarkeiten? Mitten in Freising rollt einem wenig später eine blonde Radlerin mit festem Blick und aufgemaltem braunen Vollbart entgegen. Man kann nicht umhin, ihr hinterher zu blicken. Nummer zwei.

Wer schon regelmäßig U-Bahn in einer größeren Stadt gefahren ist, den wundert eigentlich nicht mehr viel. Aber in Freising? Auf dem Rewe-Parkplatz cruisen zwei Kinder auf einem motorisierten Mini-Quad zwischen parkenden Autos herum, ihre Einkäufe im Anhänger verstaut, ein Riesenspaß. Und am Bahnhof steht eine Frau in Ballerinas, bei denen jeder Zeh einzeln umhüllt ist. Zehenschuhe. Macht vier schon an einem Tag. Immerhin: Die Bäume sind grün, die Vögel zwitschern, in der Ferne sieht man ein Flugzeug.

Still ruht der Biersee auf der Autobahn. Genaugenommen fließt nur wenige Tage später Weißbier aus 200 Kisten eines umgekippten Lastwagens über das Autobahnkreuz Neufahrn, mittendrin Millionen Scherben. Das bricht auch das Herz manch eines Biertrinkers, "traurig" muss er es bei Facebook kommentieren. Eine ganze wehklagende Biergemeinde bildet sich da unter einem Foto des Unglücks. Dabei besagt doch ein moderner Mythos, dass alles, was vom Laster fällt, Allgemeingut wird. Von ganzen Ladungen mit Gummibärchen hört man, von solchen mit Eis und Schweinehälften, die Leute so schnell wie möglich aufgeklaubt haben sollen. Vermutlich ist in diesem Fall aber einfach nichts mehr zu holen bei solch zerbrechlichem Gut. Doch die Biergemeinde bei Facebook besinnt sich schnell - dankt dem Herrn und postet "Gott sei Dank, nur Alkoholfreies". Normal ist wohl relativ.

© SZ vom 24.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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