Mitten im Landkreis:Leise bröckelt der Turm

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Die einen werden abgerissen, die anderen erledigen selbst

Kolumne von Alexander Kappen

Ende Januar war die Schlacht nach langem Hin und Her dann geschlagen, die Wächter des Kloturms hissten die weiße Flagge. Grünen-Politiker Sebastian Habermeyer formulierte es so: "Wenn da oben sonst die Lichter ausgehen, opfere ich das Oktogon." Die Freisinger Stadträte stimmten den Umbauplänen für den Domberg zu, die sie ein Vierteljahr zuvor abgelehnt hatten, weil sie den früher für Toiletten genutzten, turmartigen Anbau nicht abreißen lassen wollten. Er sei stadtbildprägend, hieß es damals. Angesichts der Option, dass das Diözesanmuseum bei einem Scheitern der Umbaupläne Freising verlassen könnte, war das Türmchen dann allerdings doch nicht mehr ganz so stadtbildprägend.

Mittlerweile bekommen die Freisinger einen Eindruck davon, wie es sich so lebt ohne Oktogon. Die Abrissarbeiten laufen, am Mittwoch war kaum mehr was von ihm übrig. Das Stadtbild, das wird immer mehr zur Gewissheit, müssen nun eben andere Bauwerke prägen. Oben am Domberg gibt es ja noch zwei andere prägnante Türme, denen man durchaus einen gewissen Wiedererkennungswert bescheinigen könnte. Gut, die zwei Kirchtürme sind vielleicht nicht achteckig, aber deshalb ja nicht weniger imposant.

In Moosburg haben sie übrigens auch zwei hübsche Kirchtürme, die aus dem Stadtbild kaum wegzudenken sind. Wobei der eine, der Johannesturm, schon seit Jahren vor sich hin bröckelt und immer wieder notdürftig zusammengeflickt wird. Eine umfassende Sanierung ist zwar geplant, wird von der Stadt aber Haushalt für Haushalt nach hinten verschoben. Falls also irgendwer auf die Idee kommen sollte, dass der Turm fürs Stadtbild entbehrlich ist, muss er noch nicht mal einen Abriss beantragen - die Sache erledigt sich nach und nach von selbst.

© SZ vom 25.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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